Vertraulicher Bericht der fürstlichen Kabinettskanzlei zuhanden der liechtensteinischen Gesandtschaft in Wien, nicht gez. [1]
Vor dem 9.3.1920, Wien
Dr. Josef Peer, Hofrat beim Verwaltungsgerichtshofe [2] Wien;
geboren 1863 [3] in Erl in Tirol und dorthin zuständig, römisch-katholisch, verheiratet [Margaretha geb. Leone], angeblich 2 Kinder, [4] wohnhaft in Wien VIII. [Bezirk] Josefstädterstrasse 52, Tür 18; war Landeshauptmann-Stellvertreter von Vorarlberg [5] und vorher lange Zeit Bürgermeister von Feldkirch; [6] dessen Tätigkeit war vornehmlich juristischer Natur, - war ein gesuchter Advokat [7] in Feldkirch, - doch hat er sich auch in wirtschaftlicher Hinsicht betätigt, so beim Vorarlberger Elektrizitätswerk und bei Wahrung landwirtschaftlicher Interessen;
dessen Einkünfte bestehen vornehmlich aus dem Gehalte und den Funktionszulagen; die Frau war nach Vorkriegsbegriffen wohlhabend; hat angeblich kleinere landwirtschaftliche Besitzungen; gegenwärtig wohlhabend kaum zu bezeichnen; aber in vollkommen geordneten finanziellen Verhältnissen befindlich; -
durchaus religiös, hat der bestandenen alpenländischen liberalen Partei [8] angehört;
persönlich von allergrösster Ehrenhaftigkeit, besitzt er den besten Leumund und wird von massgebender Stelle in jeder Hinsicht als sehr befähigt geschildert.
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[1] LI LA SF 01/1920/214 (I). Prägestempel der Kabinettskanzlei. Der Bericht langte gemäss Eingangsstempel am 9.3.1920 bei der liechtensteinischen Gesandtschaft in Wien ein (Aktenzeichen der Gesandtschaft: Nr. 211/1). Die Abklärungen erfolgten vor dem Hintergrund der diskutierten Berufung Peers als Landesverweser nach Vaduz.
[2] Seit dem 1.10.1917.
[3] Tatsächlich wurde Peer am 13.6.1864 geboren.
[4] Das Ehepaar Peer hatte drei Kinder.
[5] 1902-1909 unter Landeshauptmann Adolf Rhomberg.
[6] 1901-1909.
[7] Eröffnung einer eigenen Kanzlei in Feldkirch am 1.10.1894 (zuvor in Kanzleien in Bozen und Meran).
[8] Als solcher Vorarlberger Landtagsabgeordneter 1902-1909 und 1914.