Algernon Ashton bedankt sich bei Rheinberger für seine immer konstruktiven Kritiken und seine Unterstützung.


London, den 2. April 1901.

44, Hamilton Gardens.

St. John's Wood. N.W.

Hochverehrter, geliebter Meister!

Es war mir eine ausserordentlich grosse Freude, Ihren hochliebenswürdigen Brief zu erhalten, und danke ich Ihnen auf das Allerherzlichste für Ihr mich tief ehrendes Wohlwollen, das Sie mir fortwährend bezeugen.

Die Kritik, welche Sie über mein neues Trio fällen, ist mir äusserst werthvoll. Jedenfalls haben Sie völlig recht, wenn Sie meinen, dass der Klavierpart etwas zu vollgriffig ausgefallen ist, und dass die beiden Streichinstrumente in Folge dessen übertönt werden. Allerdings ist es durchaus nicht leicht, einen solchen Nachtheil zu vermeiden.

Bei meinem nächsten Kammermusikwerk werde ich mich jedoch in Acht nehmen, Ihrem weisen Rathe möglichst zu befolgen. Mit der grössten Freude und dem lebhaftesten Interesse sehe ich die Kenntnisnahme Ihrer neuen „Akademischen Ouverture“[1] entgegen, und bezweifle nicht, dass in dieser Ouverture eines Ihrer vortrefflichsten Orchesterwerke entstanden ist. Hoffentlich wird dieselbe auch in England recht bald aufgeführt werden. -

Ich gestatte mir, Ihnen anbei die neueste Nummer der Londoner Musikzeitung „Musical News“ ergebenst zu übersenden, weil ein Correspondent, wie Sie auf Seite 308 bemerken werden, das Publikum auf eine gewisse Stelle, die sich in Ihrer sechsten Orgelsonate befindet, aufmerksam macht. Er findet sie räthselhaft, und fragt nach einer Auflösung!

Mit den herzlichsten Grüssen und den besten, aufrichtigsten Wünschen für Ihre Gesundheit

verbleibe ich

Ihr stets treuer und

dankbar ergebenster
Algernon Ashton

 

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[1] „Akademischen Ouverture“ = op. 195 (vgl. Anm. zu S. 101/Z. 20).