Wesel, d. 23.III.99
Hochverehrter Meister!
In tiefer Schuld fühle ich mich Ihnen gegenüber! Bis jetzt war es mir nicht möglich, Ihnen Dank zu sagen für das so gütige und für mich so ehrenvolle Geschenk, mit welchem Sie mich in München bedacht haben! -
Ich kann Ihnen mit Worten nicht sagen, wie sehr Sie mich beglückt haben, ist doch diese Auszeichnung für mich der schönste Lohn der Münchener Tage. -
Was ich dabei empfinde, liesse sich dahin am besten ausdrücken, dass die Gabe für mich ein Zeichen des Ansporns sein soll, nicht zu ruhen, sondern weiter emporzusteigen, um auf meinem so kleinen Gebiete das zu leisten, was der Gabe wert ist! -
Wie hoch diese Anerkennung von Ihrer Seite für mich steht, können Sie selber ermessen! Denn ich bewundere und verehre seit langem in Ihnen den einzig deutschen Meister der Orgel, dessen Werke hineinragen werden in künftige Jahrhunderte, als ein Zeichen deutscher Kunst und deutscher Arbeit aus einer Zeit, die auf diesem Gebiete leider ein Verfall zu nennen ist. -
Für mich soll die Gabe ein Antrieb sein, mit meinem kleinen Pfunde zu wuchern, um unserem königlichen Instrumente die Stellung erringen zu helfen, die ihm als Majestät gebührt. - Dienstliche Pflichten machten es mir unmöglich, länger in München zu bleiben. Noch den Abend meines letzten Concertes musste ich nach hier abfahren. Sehr bedauerte ich es, Ihnen nicht persönlich meinen Dank sagen zu können.
Hoffentlich nehmen Sie auch diesen verspäteten Dank in gütiger Weise auf. -
Mit dem Ausdruck der tiefsten Verehrung und Hochachtung bin ich
Ihr sehr ergebener
Karl Straube.
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