Stephan Krehl bedankt sich bei Rheinberger über desssen anerkennende Kritik und seine Anregungen


Karlsruhe den 29. Dez. 1897.

Hochgeehrter Herr.

Nachdem Sie auf Zusendung meiner Canon's mir in so gütiger Art und Weise Ihre Anerkennung geschrieben haben, wollte ich im Herbst, als ich durch München kam, persönlich mich Ihnen vorstellen und Ihnen danken. Leider traf ich Sie damals nicht an. Heute nun erlaube ich mir Ihnen noch ein anderes Werk von mir zuzusenden und zugleich zu bitten den Sachen, wenn Sie Gelegenheit haben sollten, eine freundliche Empfehlung zu Theil werden zu lassen. Hoffentlich gelingt es mir bald ein anderes Mal, mich Ihnen vorstellen zu können.

Darf ich heute noch eine Bitte hinzufügen:

Anfang Januar kommt ein Schüler von unserem Conservatorium um bei Ihnen seine Studien fortzusetzen. Würden Sie hochverehrter Herr Hofcapellmeister, demselben gütigst Gehör schenken. Er wird Ihnen wohl den letzten Satz Ihres op. 184[1], der ebenso wie Ihr op. 12 ein ganz besonderer Liebling von mir ist, vorspielen. Der Name des Betreffenden ist, Gottfried Becker.

Indem ich um Verzeihung bitte, dass ich Sie mit dieser Bitte belästigt habe und Ihnen zugleich beste Wünsche für ein schönes neues Jahr ausspreche, bin ich mit vielen Empfehlungen

Ihr Ihnen ganz ergebener
Stephan Krehl.

 

 

______________

[1] Ihres op. 184, ... Ihr op. 12 = 4. Klaviersonate fis-moll, op. 184, Toccata in G-dur für Klavier, op. 12.