Johann (Johnie) Mayer berichtet Rheinberger über die Aufführung einiger seiner Werke in Wien

Wien, 12.3.1896.

Lieber Freund

Wie in Vorahnung blieb das für Dich bereitliegende Programm des Savart-Concerts liegen; es sollte in der That eine köstliche Bereicherung durch das vor wenigen Tagen aufgeführte F. Quartett, und den Canon a due[1], der gestern im Concert von zwei Damen schön und klar gespielt wurde, finden. -

Dazu am letzten Sonntag die G. Messe[2] in der Votivkirche - wahrlich eine kostbare Gesellschaft!

Könnte Dir nur meine geringe Fähigkeit die Empfindung genugsam schildern, die diese Werke - nicht nur auf mich, da jedes mit warmem Beifall acclamirt wurde - ausübten, vor Allem das in seinem Aufbau und seiner Folge so überaus schöne Quartett. Beneidenswert der eim solches Adagio - nicht gemacht - aus seiner Seele herausempfunden hat, Seelenstimmungen, wie sie nur in den grossen Quartetten Beethoven's wiederzufinden sind. Und die grosse Kunst des Fugensatzes, das Thema des Kuckuks so glücklich gefunden für die brillante Durchführung! Wie das dahin strömt, hört sich's wie ein feuriger Finalsatz an, der sein streng angemessenes Kleid mit köstlichster Liebenswürdigkeit und Leichtigkeit zum Ausdruck bringt. -

Savart hat letzthin die Horn Sonate[3] wol so wiedergegeben, wie sie wahrscheinlich nicht schöner gedacht werden kann. Sein Ton ist voll, warme Herzenstöne entströmen seinem Instrument, wie im 6/8 Satze; der Aufschwung des Ietzten Satzes führt den Hörer auf sonnige Höhe und deutschen Hochwald! Glückliche Inspiration einer heiteren Gemüthsstimmung. Habe Dank für die genussvollen Stunden, zehnfachen Dank! In der Hoffnung, dass Du Dich des besten Wolsein's erfreust, und nicht wieder wie ich dem saumseligen Frühlingswerden - hie und da riecht man's wol schon - entgegensiehst, grüsse ich Dich innigst und in freundschaftlicher Verehrung

Dein treuer
Johnny Mayer