Martin Greif schreibt an Rheinberger über dessen Liedkomposition für Bariton und Klavier „Vor der Schlacht“,zu dem Greif den Text verfasst hatte


Hochgeehrter Herr!

Mit tausendmaliger Entschuldigung muss ich beginnen! Die für den taglohnenden Schriftsteller so leidige Weihnachtszeit mit ihren aufdringlichen Büchererscheinungen hat mich auch heuer um alle meine Musse gebracht und so fand ich erst vor ein paar Tagen die Zeit dazu, die mit Recht von Ihnen, hochgeehrter Herr, gewünschte Änderung an dem Gedichte vorzunehmen. Als dieses aber geschehen war, wollte ich das Lied in seinem nunmehrigen Wortlaut gesungen vernehmen, da ich sowohl auf die ihm ertheilte Melodie als auch darauf begierig war, die geänderte Textstelle im Flusse des Ganzen zu hören. Dieses Glück wurde mir gestern bei einer musikkundigen Familie zu Theil und so beeile ich mich nunmehr, Ihnen die neue Fassung zugleich mit meinem innigsten Danke zuzuweisen für die den Gedanken des Gedichtes so herrlich getreu hervorhebende, die Empfindung mächtig steigernde und die zum gemeinsamen Gesang förmlich aufrufende, volkstümliche Melodie. Mögen unsere Soldaten einmal, und sei es auch nur auf dem Weg ins Manöver, diess Liedchen aus frischem Busen zu singen, den immer wiederkehrenden Antrieb fühlen!

Indem ich mir vorbehalte demnächst noch mündlich meinen aufrichtigen und tiefen Dank auszusprechen, verbleibe ich mit verehrungsvollem Gruss

Ihr treuergebener Martin Greif
München, den 12. Dez. 1893.

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