Brief von Josef Rheinberger an seinen Bruder Peter, nachdem Josef erfahren hatte wie Krank sein anderer Bruder David war.


München, 1.11.89.

Mein lieber Bruder!

Die Sorge um unsern lieben David gibt mir die Feder in die Hand. Dein Brief, den wir heute zum Frühstück erhielten, lautet leider sehr ernst. Doch schon die Berichte Egons und des jungen Schlegel hatten mich beunruhigt, und so waren wir nicht eben unvorbereitet. Das einzig Tröstliche ist, dass der liebe Kranke unter Eurer Obhut und Pflege sein kann - denn dass hierin Alles auf's Sorgsamste bestellt ist, dafür bürgt Deine gute Frau. Es muss doch zuerst ein kleiner Schlaganfall gewesen sein, da David (wie Egon sagte) sich einmal seines Namens nicht mehr bewusst war. Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir um David ist; und dass er soviel ausstehen muss!

Sei so gut und gib recht bald Nachricht, wie es geht - oder lasse durch Hermine od. Olga (od. Emma)[1] schreiben; Ich werde die eingegangenen Nachrichten immer Egon mittheilen.

Der Sommer und Herbst war hier niederträchtig schlecht, und so konnte man sich in den Ferien heuer faktisch nicht erholen. Ich spüre das an meiner Nervosität und an meinem Husten und freue mich gar nicht auf den Winter.

Julius Maier geht es auch sehr schlecht.

Die besten Grüsse und Wünsche auch von meiner Frau.

Dein herzlich ergebener Bruder

Jos. Rheinberger.

München, 1.11.89.

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[1] Hermine od. Olga (od. Emma) = Töchter von Rheinbergers Bruder Peter.