Bitten um ein Empfehlungschreiben von Henry Huss.Ausserdem berichtet er über seine Pläne für Sommer und Winter 1887.


New York, 18.3.87.

Geehrter Herr Prof. Rheinberger!

Während ich so glücklich war, Komposition unter Ihrer meisterhaften Direktion zu studiren, war es mir nicht möglich, dem Klavier so viel Zeit zu widmen, als ich wünschte, deswegen nach reifer Überlegung glaube ich, dass es für mich sehr vortheilhaft wäre, wenn ich einige Monate mit Dr. Hans von Bülow studiren könnte. Darf ich als Ihr ehemaliger Schüler so frei sein, Sie um ein paar Zeilen an Dr. von Bülow zu bitten? Glauben Sie, dass es wahrscheinlich ist, dass Dr. von Billow mich als Schüler für kurze Zeit annehmen würde? Im Falle ich es arrangiren könnte, Stunden von ihm während des Sommers zu nehmen, gedachte ich ungefähr Ende Mal hinüber zu gehen. Wenn es Ihnen möglich wäre, vor meiner Abreise mir die genannten Zeilen zuzuschicken, würde ich sehr dankbar sein.

Ich hoffe, nächsten Winter in mehreren Konzerten aufzutreten und selbst ein Konzert von meinen eigenen Kompositionen zu geben. Herr Frank van der Stucken hat mir versprochen, mein Fantasie-Stück für Klavier und Orchester in London in einem von den zwei Konzerten, in welchem nur amerikanische Kompositionen aufgeführt werden sollen, Ende Mai oder Anfang Juni zu geben. Mr. William H. Sherwood, ein ausgezeichneter Virtuose, wird die Klavier-Partie übernehmen. Die Ballade "König Trojan" von Herren Parker wird vielleicht von Herrn Van der Stucken noch in dieser Saison hier in New-York in einem von sechs symphonischen Konzerten aufgeführt, gleichfalls in einem von diesen Konzerten gedenkt Herr Van der Stucken eine Romanze für Streichorchester, drei Hörner und zwei Qboen von mir aufzuführen. "König Trojan" ist neulich in Providence, Rhode Island, unter Herrn Jordan's Leitung gegeben.

Herr Arthur B. Whiting hat sein sehr gediegenes und edel gehaltenes Klavierkonzert wahrscheinlich jetzt fertig. Ich habe die trauriche Nachricht von ihm eben erhalten, dass seine Schwester Frl. Whiting vor einigen Tagen an der Schwindsucht gestorben ist. Ich hoffe, dass Sie und Ihre geehrte Frau sich bei guter Gesundheit befinden. Die Studien Jahre, die ich bei Ihnen und die Herrn Professoren Giehrl und Abel durchgemacht habe, halte ich immer in dankbarer und angenehmer Erinnerung, und die blosse Möglichkeit, dass ich München bald wiedersehen könnte, macht mir grosse Freude.

Mit den besten Grüssen von uns allen an Sie und Ihre Frau Gemahlin bleibe ich Ihr ergebener

Henry Holden Huss.

______________