Richard Eichberg bedankte sich bei Rheinbergers Zusage, beim vom Berliner Tonkünstlerverein ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Klavierquartett als Preisrichter mitzuwirken.


Berlin, den 31.Oct.1885.

Hochgeehrter Herr Professor!

Im Anschluss an Ihre gütige Zusage, bei der vom Berliner Tonkünstlerverein ausgeschriebenen Concurrenz auf ein Klavierquartett das Preisrichteramt ausüben zu wollen, beehre ich mich, Ihnen mitzutheilen, dass wir die das betr. Packet enthaltende Kiste (mit 21 Quartetten) der Post nunmehr übergeben, dieselbe somit in den nächsten Tagen bei Ihnen eintreffen muss. Nach beendeter Durchsicht bitten wir ergebenst, sich bei der - selbstredend unfrankirten - Rücksendung gefl. derselben Kiste sowie der auf der Rückseite des Deckels bereits vorgezeichneten Adresse (Simrock'sche Musikhandlung, Theodor Barth, Berlin W, Mohrenstr. 21) bedienen zu wollen, und schliesse ich gleichzeitig daran die höfliche Bitte, mir den Empfang der Sendung mittels Postkarte freundlichst zu bescheinigen.

Sodann gestatte ich mir, Folgendes zur Sprache zu bringen: Indem ich, wie Ihnen übrigens zweifellos bekannt, nochmals constatire, dass die beiden andern Herren, welche sich zur Übernahme des Preisrichteramts ebenfalls freundlichst bereit erklärt haben, die Herren Professoren Dorn-Berlin[1] und Wüllner-Cöln sind, bemerke ich, dass es sich herausgestellt hat, dass eine kleine Anzahl von Werken gleichwerthig erscheint, und somit eine positive Entscheidung erschwert ist. Es ist daher der Wunsch eines der Herren Preisrichter - und der Verein hat sich diesem Wunsche angeschlossen - die andern beiden Herren zu ersuchen, - falls Sie nicht dennoch ein Werk als das unweigerlich beste erachten sollten - diejenigen Werke bezeichnen zu wollen, welchen gemeinsam ein Anspruch auf den Preis zuerkannt werden möchte. Durch Vergleichung der verschiedenen Urtheile, welche sich mit Majorität schliesslich doch auf ein Werk vereinigen dürften, wird alsdann der Verein leichter in der Lage sein, die endgültige Entscheidung zu treffen, bzw. ein oder das andere Werk ausserhalb des preisgekrönten zu beloben.

Indem ich nunmehr zum Schluss nochmals Gelegenheit nehme, für die grosse Mühewaltung, der Sie sich mit einer so liebenswürdigen Bereitwilligkeit zu unterziehen gedenken, den ergebensten Dank des Vereins auszusprechen, zeichne ich in vorzüglicher Hochachtung

i.A.

Richard Eichberg Schriftführer des Berliner Tonkünstlervereins

Berlin, S.O.16, Köpenickerstr. 117.

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[1] Dorn-Berlin = Heinrich Dorn (1804-1892), Dirigent, Komponist und seit 1849 Nachfolger Otto Nicolais an der Hofoper Berlin. Selbstbiographie "Aus meinen Leben" (1870/79). Wüllner-Cöln = Franz Wüllner (1832-1902), Pianist und Dirigent, seit 1884 Nachfolger Ferdinand Hillers in Köln.