Philipp Wolfrum bittet Josef Rheinberger um Rat.


Heidelberg, 14.2.1885

Hochverehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie, dass ich Sie mit einigen Zeilen belästigen muss. Sie halten aber meiner Anhänglichkeit zugute, dass ich in Allem, was mein Fortkommen betrifft, Sie um Rat frage. Herr Franz Wüllner in Köln fragt, "im Vertrauen", bei mir an, ob er bei der Wiederbesetzung der sich im Sommer erledigenden Lehrstelle für Orgel, Harmonielehre und Contrapunkt am Conservatorium in Köln auf mich rechnen könne. Er meint, es würde da so gut bezahlt, wie in München und Dresden, ich könnte häufig öffentlich spielen, hätte einen reizenden Kreis älterer und jüngerer Musiker um mich. […]

Ich sage Ihnen offen, dass ich nicht gerne schon wieder von hier weggehe so ins Ungewisse hinein, dass ich nach Norddeutschland garnicht und nach Rheinpreussen fast ebenso wenig inkliniere, dass es mir, der ich früher nie aus Bayern hinauskam, schon fast schwer wurde, hier einzugewöhnen. Ich möchte aber nicht eher eine bestimmte Antwort geben, ehe Sie mir gütigst gesagt haben, wie sie über die Sache denken. Sie waren stets so freundlich gegen mich, dass ich annehmen darf, Sie werden mir meine Bitte erfüllen.

Unter vielen Empfehlungen an Sie, die gnädige Frau und ihre Frau Mama bin ich Ihr stets dankbar ergebener

Ph. Wolfrum.

Heidelberg, 14.2.1885

 

 

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