Allgemein Zeitung, Nr. 81, 2. Beilage, 21. März 1884
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Dem den Kunstsinn unserer Stadt in beschämender Weise beleuchtenden Indifferentismus unseres Publikums haben wir es zu danken, dass die einzige Vertreterin der classischen Vokalmusik, die kgl. Vocalcapelle, ihre Vocal-Soiréen einstellen musste. Den Freunden dieser durch Hrn. Hofcapellmeister Prof. Rheinberger so ausgezeichnet geförderten Kunstgattung gereicht es wenigstens zur Genugthuung, dass die kgl. Vocalcapelle unter seiner Leitung im Rahmen des letzten Abonnement-Concertes mitwirkte. Wir hörten die achtstimmige herrliche Motette J. S. Bachs: „Singet dem Herrn ein neues Lied“, und drei vierstimmige Lieder aus Rheinbergers op. 124 [1], und zwar letztere zum ersten Male. Es fällt uns schwer, einem dieser drei Lieder – „Abend am Meer“, „Scheiden“, „Wanderlied“ (Gedichte aus F. A: Muths „Waldblumen“) – vor den anderen beiden den Preis zuzuerkennen; wir constatiren nur, dass die beiden letzteren, im Volkston gehaltenen, ganz besonders angesprochen haben. Der Applaus, der die Vorträge der Vocalcapelle begleitete, trug diessmal den Charakter einer herzlichen Ovation für den gefeierten Dirigenten, Hrn. Prof. Rheinberger.
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[1] "Waldblumen". Acht Lieder für gemischten Chor a cap. Texte von F. S. Muth.