Köln, 4. Juli 1883
Verehrteste Frau,
Wahrscheinlich treffen diese Zeilen Sie und den lieben Gatten auf schöne Bergeshöhen, wo Sie der Hitze, die uns niederdrückt, entzogen sind. Möchte die angenehme Umgebung Sie auch für meine Angelegenheit freundlich stimmen.
Wir haben beschlossen, im ersten Gürzenich-Konzert (d. 23. October) den Christophorus aufzuführen, u. meine Bitte geht dahin, der Tondichter möchte kommen u. dieselbe dirigiren. Um diese Zeit ist ja das Wetter noch gut und die Reise angenehm. Dass wir alles thun werden, was wir könne, um Ihnen den Aufenthalt heiter zu gestalten, versteht sich von selbst. Das Beste wird freilich der Christof. thun müssen und wohl auch thun, wenn er einen tüchtigen Interpreten findet. Und da geht meine zweite Bitte dahin, Sie möchten mir einen solchen nennen, vielleicht findet er sich in München, und dann wird Perfall ihn schon freigeben.
Ich kommen von Marienbad, was mich schon hinreichend verdummt hat, nun die niederdrückende Hitze, die nicht einmal die Tinte verschont, und mich vollends ruinirt. Entschuldigen Sie daher den elend geschriebenen Brief und lassen Sie mich Ihrerseits bald wissen, dass unser Wunsch erfüllt werden soll.
Stets in alter Ergebenheit
Ferd. Hiller.
Sie müssten zur Hauptprobe am 22. schon hier sein. Wie lang dauert das Werk?
4.7.83
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