Friedrich Wilhelm Weber bedankt sich für die Vertonung von seinem Gedicht "Aus Westfalen"


Thienhausen, 30. Oktober 1882

 

Thienhausen 30.10.82

Hochverehrter Herr!

Empfangen Sie den herzlichsten Dank für gütige Übersendung der Männerchöre “Aus Westfalen“ [1]. Ich finde dieselben so schön, und jeder der sie hört, dass ich nicht weiss, welchen der 7 Konkurrenten ich den Preis zuerkennen möchte. Nie hätte ich glauben können, dass meine armen Reime die Unterlage zu so reizenden Tondichtungen bilden würden. Und die ganze Fülle der Schönheit, die Künstlichkeit des Satzes, die Melodie, d.h. eine wirkliche Singweise, etwas, das man behalten und nachsingen kann und muss, lässt sich bei schwächlicher Nachbildung auf dem Klavier nur ahnen, denn in Rheinhausen ein Quartett zusammenzubringen war bisher nicht möglich. Nehmen Sie nochmals meinen verbindlichsten Dank, an den sich – wohl verzeihlicherweise – der Wunsch knüpft, dass Sie unter meinen Gedichten noch das eine oder andere finden müssen, geeignet und gut genug, um zum Träger Ihrer musikalischen Gedanken dienen zu können. Genehmigen Sie die Versicherung wohlwollendster Hochachtung

Ihres ergebensten

F. W: Weber.

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[1] "Aus Westfalen" 7 Gesänge für vierstimmigen Männerchor a. cap. op. 130