Augsburger Abendzeitung berichtet über das dritte Abonnements-Konzert der Musikalischen Akademie unter der Leitung Josef Rheinbergers


Augsburger Abendzeitung, 6. Dezember 1879

 

Das gestrige dritte Abonnements-Konzert der Musikalischen Akademie brachte in seinem ersten Theil Josef Rheinbergers interessante "Wallenstein-Sinfonie" von welcher wir von vorneherein bemerken wollen, dass sie ungleich bedeutender ist, als die vor längeren Jahren gehörte F-dur Sinfonie (op.87) desselben Komponisten. Wir haben im allgemeinen keine Vorliebe für die sogenannte Programmusik, und in seinem Charakter als solche, d.h. in der Ankündigung undurchführbarer Intentionen erblicken wir auch die schwache Seite des aufgeführten Werkes. Konnte es genialen Tondichtern gelingen, uns in Kompositionen wie "Szene am Bach", "Meeresstille", "Gang nach dem Hochgericht" oder "Walkürenritt" ein den Titel rechtfertigendes Bild zu entwerfen, so ist die Aufgabe, die sich Rheinberger in seinem Wallenstein gestellt, eine enorm viel schwierigere, der musikalischen Durchführung in hohem Grade widerstrebende; so dürfte es denn auch selbst der wohlwollendsten Phantasie schwer werden, hier - das ebenso hübsche als originelle Scherzo "Wallensteins Lager" und "Kapuzinerpredigt" ausgenommen einen Zusammenhang mit den durch Herzog Friedland dargestellten historischen Fakten und mit der Schiller'schen Dichtung herauszufinden. Diese in der Natur der Sache begründete Schwäche abgerechnet, haben wir es mit einer sehr tüchtigen, stellenweise wirklich schönen Komposition zu thun, deren Hauptvorzug als Ganzes auf einer von Satz zu Satz zunehmenden Steigerung des musikalischen Werthes beruht. Es hat auch das Finale unbeschadet seiner Überschrift ("Wallensteins Tod") und trotz einiger Längen uns den bedeutendsten Eindruck hinterlassen.

Das Werk gelangte unter des Komponisten eigener Leitung in trefflicher Weise zur Aufführung und wurde von dem zahlreichen Auditorium durch lebhaften Beifall und wiederholte Hervorrufe ausgezeichnet.

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