Die Augsburger Abenzeitung schreibt über J. G. Rheinbergers Klavierkonzert in As-dur, das durch seinen Schüler Ludwig Ritter uraufgeführt wurde


Zeitungsartikel in der Augsburger Abendzeitung 

3.8.1876

Das gestern Abend abgehaltene zweite und letzte Prüfungskonzert der kgl. Musikschule bietet uns reiches Material zur Besprechung. Drei Schüler des Hrn. Prof. Rheinberger ward die Ehre zu Theil, selbst komponirte Werke dirigieren zu dürfen. Die Instrumentation haben wir noch bei allen Schülern Rheinbergers's lobend erwähnen müssen.

Eine Novität des Letzteren, ein Klavierkonzert in As-dur, trat uns wieder als ganzes und volles Meisterwerk entgegen; an Kraft, Originalität und Reichthum der Gedanken wird es heutzutage wenige seinesgleichen finden. Die neuere Form für derartige Kompositionen hat Beethoven in den G-dur und Es-dur Konzerten mustergültig bestimmt und hienach sich Rheinberger im Allgemeinen gehalten. Sein Klavierpart ist nicht dominirendes oder begleitendes Passagengeklingel oder Paraphrase des Themas, sondern Theil eines symphonischen Ganzen, welches im Ganzen den Charakter männlicher Würde und erhabener Majestät trägt. Manche Partien sind von fast Beethoven'scher Kühnheit und Grösse der Konzeption, alle von trefflicher Klangwirkung. Wir erachten Rheinberger's neues Klavierkonzert für eines seiner bedeutendsten und genialsten Werke. Ganz so liess es aber auch der Vortrag durch Hrn. Ludwig von Duniecki erscheinen. Dieser junge Künstler verspricht einer der besten zu werden, welcher noch aus der hiesigen Musikschule hervorgegangen, - wenn er nicht schon der Beste ist; er spielt mit solcher Bravour, mit so feiner und selbständiger Auffassung, mit so viel Feuer, dass er sofort sein Auditorium fesselt, kurzum, wir wüssten kaum, was ihm zum fertigen Künstler noch fehlt.

 

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