Brief von Heinrich Kotzolt an Jos. Rheinberger
Sommer 1873
Hochverehrter Herr Kollege!
Sehr erfreut haben Sie mich und meinen Verein durch Ihre drei Lieder. Ich bedaure nur, dass dieselben geistlichen Inhalts sind und ich dieselben kaum werde in meinen Soiréen singen lassen können, da ich blos speciell das w e l t l i c h e Chorlied pflege. Es wäre möglich, dass ich vielleicht in meiner 3ten Soirée eine der 3 Sachen anwenden kann, da ich mein 25-jähriges Jubiläum in diesem Winter feiere und in diesem Falle ein geistliches Lied wol am Platze sein könnte.
Sie erinnern sich, als ich meine ersten Zeilen an Sie richtete, dass ich Ihnen das schon mittheilte, dass ich blos das weltliche Chor- und Kunstlied pflege, und dabei den Wunsch äusserte, Sie möchten die Güte haben, meinem Verein etwas zu dediziren. Vielleicht ist es nicht unbescheiden, wenn ich Sie nochmals bitte, etwas Weltliches für meinen Verein zu machen und ihm zu dediziren, und zwar ein durchkomponirtes Kunstlied, 4, 6 oder 8-stimmig. Ihre schöne Probe 'All meine Gedanken' wurde in meiner 2ten Soirée d a c a p o verlangt und wurde von der Kritik sehr gelobt.
Mit dem Wunsche, Sie möchten meine Bitte erfüllen, zeichne ich mich mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ganz ergebener
Kotzolt.
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