Der beiliegende Brief Lachners an Rheinberger lautet:
Geehrter Herr Professor!
Ich theile Ihnen mit, data der Aufführung Ihrer Oper kommenden Sonntag den 28ten d. keinerlei Hinderniss zu drohen scheint. Sollte ein solches wider Vermuthen zwischen jetzt und Samstag dennoch eintreten, so werde ich Sie allsogleich telegraphisch benachrichtigen. -
Schade, dass Sie für Ihre schöne Musik kein wirksameres Libretto gefunden haben. Der Gang der Handlung ist matt und nur ausnahmsweise spannend, was sich auf der Bühne erst recht zeigt. - Nur durch virtuose Leistungen der Darsteller kann dieser Nachtheil einigermassen ausgeglichen werden und darin werden Sie leider zwischen hier und München einen gewaltigen Unterschied finden. Unsere Elsbeth, an sich keine Stehle, hat durch ihr Wochenbett und die gefolgte langwierige Nachkur nicht gewonnen und unser Roderich hat wohl Stimme, aber vor allem nichts Poetisches. Die anderen Parthien können neben diesen beiden Hauptträgern nur in sekundärer Weise wirken. Auch verlangt die Oper einen zahlreichern und bessern Chor als der unsrige und gerade jetzt durch die Unbilden der Jahreszeit geschmälert ist. -
Ich will Sie damit keineswegs entmuthigen, sondern nur auf einen Erfolg vorbereiten, der unter diesen Umständen dem in München unmöglich gleich kommen kann. -
Wenn Sie sich zur Herreise entschliessen, so rathe ich Ihnen den "Pfälzerhof" zum Absteigequartier an. Vielleicht geben Sie mir Nachricht ob und wann ich Sie erwarten kann.
Samstag haben wir die letzte Probe.
Mit freundschaftlichem Grusse
Ihr hochachtungsvoll ergebener
V. Lachner
Mannheim, 25. 11.69.
(Am Rande, von der Hand Fanny Rheinbergers):
Curt's Telegramm als Antwort: Ihr Brief ist nicht ermuthigend. Zur Hauptprobe zu spät. Komme zur ersten Aufführung nicht. Bitte Montag Nachricht. Rheinberger.
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