Rheinbergers Verleger Ernst Wilhelm Fritzschm erfragt Rheinberger um Rat bezüglich seiner Musikzeitschrift


Fritzsch wendet sich an Rheinberger mit folgender Anfrage:[1]


Geehrtester Herr!

Durch verschiedene Zufälligkeiten und Umstände auf den Gedanken gebracht, mit Neujahr eine neue Musikzeitschrift zu begründen, haben sich bei mir natürlich auch die grossen Schwierigkeiten in der Wahl eines guten Redakteurs eines solchen Organs geltend gemacht. Mit Dr. Paul bereits in Unterhandlungen begriffen, scheint es nicht, dass ich diesen zu Neujahr schon haben kann und ist mir denn auf gelegentliches Anfragen auch Herr Peter Cornelius als eine mit für einen solchen Posten nötigen künstlerischen und moralischen Eigenschaften ausgestattete Persönlichkeit von glaubwürdiger Seite geschildert worden, an den zugleich mit diesen Zeilen eine Anfrage von mir abgehen soll. Der Zweck meines heutigen Schreibens an Sie ist daher nur, Sie höflichst um eine umgehende gef. Mitteilung zu bitten, ob Sie, der Sie Peter Cornelius gewiss genau kennen werden, diesen Herrn für tüchtig genug halten, einem Musikblatt den nötigen künstlerischen und morailschen Hinterhalt zu bieten.

Da meine Zeilen natürlich nur ganz an Sie und im tiefsten Vertrauen gerichtet sind, so darf ich sie auch bei Ihnen dafür angesehen wähnen.

Mit freundlichen Grüssen

Ihr E.W. Fritzsch

den 14.10.1869

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[1] Rheinbergers Verleger Ernst Wilhelm Fritzsch (1840-1902), der 1862-1866 Vorgeiger der Museumskonzerte und der Theaterkapelle in Bern war und darauf in Leipzig die Bromnitzsche Musikalienhandlung übernommen und ihr einen Musikverlag mit Werken von Rheinberger, Svendsen, Grieg, Herzogenberg, Cornelius und Wagners und Nietzsches "Gesammelten Schriften" angliederte, trug sich damals mit dem Plan, eine Musikzeitschrift zu gründen. Tatsächlich brachte er 1870 das "Musikalische Wochenblatt" heraus, das zunächst von Oskar Paul betreut wurde, dann aber vom zweiten Quartal ab von Fritzsch selbst mit grosser Umsicht redigiert wurde.