Hedwig von Holstein schreibt Fransika Rheinberger bezüglich des "Wagner-Eklats"


Hedwig von Holstein berichtet Fransika Rheinberger:


Wildbad Gastein, d. 14. September.

Liebe Freundin!

Obgleich ich nicht weiss, dass Sie bereits wieder in München sind, wage ich's eben, Ihnen dorthin zu schreiben und unsre Ankunft anzuzeigen, auf die Sie sich zwischen dem 20. und 21. gefasst machen müssen! -

Was haben Sie zu den Wirren und Revolutionen der Wagner-Periode gesagt? - Wir haben fast mit fieberhafter Aufregung die Lösung erwartet. Es ist mir besonders merkwürdig, dass die Nemesis W/agner/ erreicht, weil er seinen besten Freund verrathen hat. Die Ungunst des Königs wenigstens scheint mir nur aus diesem Grunde entstanden zu sein. Ihnen stehen ja diese Dinge viel näher, und Sie sehen auch in der Ferne klarer als wir.

Was werden Sie uns alles darüber zu sagen haben! Wer wird nun Kapellmeister? Ihr Gatte will wohl nicht? Ein schwerer Stand zwischen den Partheien müsste es schon sein, aber wer wäre denn besser in seiner Objectivität dem gewachsen, als er? - Für seine zarte Gesundheit und für Ihre Ruhe wäre es freilich viel besser, er bliebe nur am Conservatorium.

Sollte Zänger an's Ruder kommen, wie würde er sich brüsten! - Alles was uns betrifft, wollen wir Ihnen mündlich erzahlen.

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Wir freuen uns immens auf Sie Beide - und wie Sie wollen, auch auf Scarlatti!

Von ganzem Herzen

Ihre Hedwig v. Holstein.

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