Vincenz Lachner schreibt an Josef Rheinberger:
Mannheim, 29. Juni 1869
Sehr geehrter Herr Professor!
Ich habe den angenehmen Auftrag, Ihnen mitzutheilen, dass das hies. Hoftheater-Comité auf meine Empfehlung Ihre Oper "Die 7 Raben" zur Aufführung bestimmt hat.
Da Sie den Ankaufspreis dem billigen Ermessen der hiesigen Veraltung überlassen haben, so bietet Ihnen diese in Übereinstimmung mit gleichen Fallen 100 Th. od. 175 fl.-
Ein Haupterfordernis wäre aber für mich die Partitur der Oper noch vor Beginn unserer Ferien, dem 5ten Juli, zu erhalten, damit wenigstens die Solo- und Chorstimmen während der 4wöchentl. Ferien ausgeschrieben werden können. Ich würde dann gleich mit dem Einstudiren beginnen, um einestheils keine andere Bühne zuvorkommen zu lassen, anderntheils die 1ste Aufführung in die beste Theaterzeit zu bringen. Mit Rücksicht auf die bei Theatern unvermeidlichen Hindernisse und Störungen kann es immer bis in die 2te Hälfte September hinausgehen. Die Theaterlust ist da am grössten und die Empfänglichkeit des Publikums am frischesten; wenigstens bei uns.
Darf ich mir eine Bemerkung auf ein nebensächliches Stück Ihrer Oper erlauben? Es ist der Marsch, der mir vis à vis des Uebrigen nicht gefallen will. Möchten Sie nicht einen anderen machen? Es kommt mir vor, als wäre er Ihnen selbst nicht recht zu Dank ausgefallen.
Im Laufe des Einstudirens könnte es wohl vorkommen, dass ich Ihnen noch zu kleinen Aenderungen Vorschläge zu machen hätte. -
Sehr wünschenswerth wäre es, wenn wir die Münchner Skizzen für die Dekorationen, besonders die letzte, und die Figurinen für die Kostüme zur Ansicht bekommen könnten.
Ich bemerke noch, dass zur Partitur auch ein ausgeschriebenes Textbuch gehört.
Sollten Sie kein ganzes Partiturexemplar vorräthig haben, so schicken Sie die Oper aktweise, bitte aber eine sorgfältige Revision der Fehler wegen vorzunehmen.
Mit der Bitte, mir jedenfalls vor unseren Ferien eine Antwort zukommen zu lassen, bin ich in aufrichtiger Hochachtung
Ihr ergebenster
V. Lachner
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