Vinzenz Lachner schreibt an Josef Rheinberger bezüglich der "Sieben Raben"


Vinzenz Lachner (1811-1893), schreibt an Josef Rheinberger:


Mannheim, 30. Mai

Geehrter Herr Professor!

Es ist Ihnen vielleicht nicht unbekannt, dass ich bei dem Erscheinen einheimischer Novitäten auf dem Gebiete der Oper die Priorität der Aufführung unserer Bühne zuzuwenden trachte. Dasselbe ist mein Wunsch in Beziehung auf Ihr neues Werk "Die 7 Raben".

Da aber die Besetzungsfrage ein entscheidendes Moment bildet muss ich dasselbe vorher kennen und bitte Sie desshalb, mir von der nächsten Aufführung gefälligst Nachricht geben zu wollen. Es genügt, wenn ich die Nachricht einen Tag vor der Aufführung erhalte, da hier ein Zug Nachts um 1 Uhr abgeht, mit dem ich München Nachmittag gegen 4 Uhr erreiche. Wesentlich näher würde ich meinem Wunsche treten (der wohl auch der Ihrige sein dürfte), wenn ich ein Exemplar der Partitur und des Buches nur auf ein Paar Tage erhalten könnte. Man hört ein Werk mit mehr Ruhe und Übersichtlichkeit an, wenn man seinen Inhalt kennt, und kann seine Aufmerksamkeit mehr auf das Szenische richten.  Dass die Hauptparthie für Frl. Stehle geschrieben ist, ist für mich ein günstiges Prognostikon, denn wir haben hier eine Mezzosopranistin mit schöner, sympathischer Stimme.  Haben Sie die Güte, Ihrem zu hoffenden Briefe die Münchener  Rollenbesetzung durch einen Ausschnitt aus dem Zettel beizufügen.

Ihnen im voraus für Ihre Gefälligkeit verbindlich dankend zeichnet hochachtungsvoll

Ihr ergebenster

V. Lachner.

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