Friedrich Gernsheim, seit 1865 Lehrer am Konservatorium zu Köln, schreibt an Josef Rheinberger:
Hochgeehrter Herr!
Sie versprachen mir, als Sie die Stimmen zu Ihrer Wallensteinsymphonie brauchten und ich sie Ihnen nach München schickte, mir dieselben freundlichst nach der Münchener Aufführung wieder zuzusenden, damit wir hier endlich das vortreffliche Werk in der musikalischen Gesellschaft zu Gehör bringen könnten. Seit Wochen hoffte ich, die Stimmen wieder zu erhalten, aber leider vergebens. Ich hatte Gelegenheit, Ihnen in meinem letzten Brief auseinanderzusetzen, wieso es kam, dass wir die Symphonie nicht schon gebracht haben und theilte Ihnen mit, dass unsere Orchesterverhältnisse sich gebessert und somit eine würdigere Aufführung Ihres Werkes möglich ist.
Ich hoffe, dass das lange Liegenbleiben Ihres Werkes Sie nicht verstimmt hat und Sie meine Bitte, mir die Stimmen wiederholt auf kurze Zeit zu überlassen, erfüllen mögen. Es bedarf wohl nicht der Versicherung, dass es mir zur grossen Freude gereichen wird, die Symphonie hier einzuführen.
Mit der Bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen zeichne ich mit aller Hochachtung
Ihr ergebener
Fr. Gernsheim.
Cöln, 15. März 69.
______________