Josef Rheinberger und Fanny schreiben an David Rheinberger über die Krankheit von Fannys Vater


Josef berichtet seinem Bruder David: Rheinberger:


München, 15.11.69

Lieber David

Um Dir vor Allem den Beweis zu geben, dass ich noch am Leben bin, schreibe ich Dir hiermit diesen geschriebenen Schreibebrief durch welchen Du zu Deiner grossen Genugthuung erfahren wirst, dass ich Gottlob! nicht einmal leicht, geschweige denn schwer krank bin, noch war. Herrn Ganahl aus Feldkirch bei mir zu sehen hätte mich sehr gefreut; die Dienstleute stellen es aber entschieden in Abrede, dass dieser Herr da gewesen sei; wie jenes Gerücht aber entstanden, kann ich mir nicht erklären.

Meinem Schwiegervater geht es etwas besser; er ist zwar noch sehr schwach, und die Sprache noch unvollkommen, doch immer bei Bewusstsein. Die unmittelbare Gefahr scheint überwunden zu sein. Meine Frau ist natürlich fast immer an seinem Krankenlager. Sie zeigte sich, wie auch ihre Mutter, nach dem ersten Schrecken sehr gefasst; auch ich ward durch dieses Ereigniss sehr ergriffen und hoffe und wünsche dass die Besserung anhalten möge. -

Ist Maly wieder zu Hause? Der Tod des Herrn Kommissärs Köck hat mich sehr überrascht, da er doch in den besten Jahren und anscheinend gesund war. -

Beiliegend sende ich Dir zur Unterhaltung ein Stück "Leipziger Stadtblatt", das mir mein Verleger Fritzsch gestern von dort sandte. -

So eben kommt ein Brief von Dir an meine Frau an.

/Josef Rheinberger/.

[Fanny setzte den Brief fort:]

Lieber David!

Dein theilnehmender Brief traf mich am Krankenlager meines theuren Vaters. Ich musste ihm sagen, von wem der Brief sei und als ich ihm Deine Theilnahme erzählt hatte, stammelte er: sehr schön, freut mich herzlich, lass ihn grüssen und danken.

Die rechte Seite ist eben vollständig gelähmt, aber der Arzt erlaubt ihm bereits ganz leichte Nahrung, damit sein Körper nicht zu sehr herunterkomme. Ich fasse Alles, was mir an heiterer Stimmung möglich ist, zusammen und fühle mich reich belohnt, wenn Papa über meine Spässe lacht.

Möge es in Gottes Willen liegen uns den Theuren wieder zu schenken. Schon jetzt danke ich Gott auf den Knien, dass Er uns den Theuren nicht plötzlich entrissen, wie es ja in solchen Fällen so leicht möglich ist.

Unsere Dienstboten behaupten, nichts von H/errn/ Ganahl gesehen zu haben. Es wäre mir lieb, darüber Klarheit zu bekommen.

Ich lasse den theuren Vaduzer Eltern tausendmal für ihr Gebet danken und um Fortsetzung bitten. An Maly Grüsse. Auch Papa trug mir von seinem Schmerzenslager einen Gruss an Maly auf. Die Theilnahme an seinem Unglück ist enorm.

Gott mit uns.

 

Fanny. 

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