Mozartstiftung in Frankfurt teilt den Beschluss mit, dass Josef G. Rheinberger kein Stipendium erhält.


Brief Dr. Ponfick an Josef G. Rheinberger
9. Juni 1856, Frankfurt a.M.


Herrn Joseph Rheinberger, München.
Im Laufe der vergangenen Woche ist der letzte gutachtliche Bericht von Seiten der für die Arbeiten der um das Stipendium aufgetretenen Bewerber erwählten Preisrichter eingegangen. Der Verwaltungs=Ausschuss, welcher in seinem definitiven Beschluss sich strenge an das Ergebnis der Gutachten u. an die Bestimmungen der Statuten zu halten verpflichtet ist, hat in seiner Sitzung vom 6ten d.M. dem Verfasser der Arbeit No.3 Joseph Brambach von Bonn das Stipendium zuerkannt.
Es ist indess weniger noch diese Mittheilung, welche ich mich beeile an Sie ergehen zu lassen, als vielmehr die Absicht, Ihnen zu sagen, dass wenn Ihre Arbeit auch nicht durchgängig als die besste anerkannt worden ist, man ihr doch besonders von einer Seite her rühmliche Auszeichnung angedeihen liess. Schon bei der früheren Bewerbung haben Sie concurrirt. Auch damals nicht ruhmlos, nicht ohne eine ehrende Anerkennung davon zu tragen. Dies kann, dies muss Sie nur ermuthigen, u. auch wir möchten nach unserem Theil gern mit einem Schärflein dazu mitwirken. Wir kennen Ihre Verhältnisse nicht; wissen nicht, ob Sie ferner in München bleiben werden, ob Sie vielleicht eine spätere Bewerbung um unser Stipendium nochmals zu versuchen gesonnen sind. Wir unsererseits würden uns nur freuen, eine solche Zusicherung von Ihnen zu erhalten u. würden Sie gerne willkommen heissen.
Derenfalls aber glaubt der Verwaltungs=Ausschuss Ihnen seine wohlmeinende Gesinnung in irgendeiner Form nach seinen Kräften bethätigen u. Ihnen eine gewisse Anerkennung bieten zu sollen - ein Anerkenntniss Ihrer Tüchtigkeit u. Strebsamkeit, indem wir Ihnen ein Zeugniss ausstellen für Ihre wackere Arbeit, zur Ermuthigung u. zur Empfehlung für Sie. Es sollte nur freuen, wenn Sie dies freiwillig gegebene freundliche Erbieten annehmen, doppelt freuen, wenn es Ihren Zwecken, Ihrer künftigen Laufbahn förderlich sein kann. Wir haben bei einem verwandten Falle in ähnlicher Weise gehandelt und zwar mit dem bessten Erfolge für den Kunstjünger, der jetzt bereits eine ehrenvolle öffentliche Stellung einnimmt.

Lassen Sie uns in dieser Beziehung ganz offen Ihre Entschlie- ssungen u. Ihre Wünsche vernehmen, u. halten Sie sich versichert, dass wir stets gerne bereit sind, Ihnen in jeder Weise nach Kräften förderlich zu sein.
Mit aller Wertschätzung der Verwaltungs=Ausschuss der Mozart=Stiftung
u.i.d.N. Dr. Ponfick, Präsident
Frankfurt a./M. d, 9ten Juni 1856.

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