Notiz aus dem "Münchner Punsch"
3.2.1856
Die Krone des Abends war das Requiem. Jede der fünf Abtheilungen rief lauten Beifall hervor. Die Ausführung war eine meisterhafte, und die Kapelle zeigte sich wahrhaft begeistert.-
Während der Pause überraschte ein Mitglied der Kapelle, Hr. Hofmusikus: Ignaz S i g 1 , seine Kollegen mit einer interessanten Mozart'schen Reliquie. Hr. Sigl zeigte nämlich jenes kleine Violincello vor, auf welchem Mozart als Knabe von 6 Jahren gespielt hatte, und mit dem er auch unter der grossen Pastete sass, die der Fürstbischof von Salzburg über ihn hatte machen lassen und unter welcher er versteckt auf die Tafel gebracht wurde. Man denkt sich das Erstaunen der Gäste des Kirchenfürsten, als dem Innern der Pastete jene wundervollen Harmonien entstiegen, durch die Mozart als Wunderkind die Welt entzückte. Als Sigl, ebenfalls im Knabenalter, i.J. 1804 mit seinen Geschwistern in Salzburg musicirte, und nur eine Viola hatte, worauf er die Cellostimme spielte, schenkte ihm Mozart's Schwester, Frau Sonnenburg, dieses kleine Violincello, das einst Mozart's Händchen beherrscht hatten. Auch der anwesende König Ludwig betrachtete dieses theure Andenken mit Wohlgefallen.
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