Josef G. Rheinberger kündigt die Komposition einer grossen Oper an, dieses Werk nach einem Text von G.A. Hemmerich, wurde bis zum ersten Akt fertiggestellt.


Brief Josef G. Rheinberger an seine Eltern
8. Mai 1855, München


Theuerster Vater!
Soeben erhielt ich die lieben Briefe von zu Hause und da ich gerade ein Stündchen Zeit habe, beeile ich mich, Ihnen zu antworten. Ihr Fussleiden hat mich tief betrübt, gebe Gott, dass es bald vorüber gehe. Das Lisi oder sonst jemand soll mir ja recht bald schreiben, wie Sie sich, innigstgeliebter Vater befinden; ja recht bald!
Mein Rock hat 16 Gulden gekostet, jedoch ist es durchaus nicht nöthig, dass Sie mir jene 10 fl schicken, denn so viel, als ich ausserordentliche Ausgaben habe, verdiene ich mir schon.

Einen Operntext [1] habe ich nun glücklicherweise gefunden, und zwar bei einem jungen, beinahe blinden Dichter; er ist gesonnen, ihn mir nach folgendem Bedingnisse zu überlassen, dass ich ihm, im Falle die Oper aufgeführt würde, die Hälfte des Honorars zukommen lasse, welchen Contract ich mit ihm sogleich schloss. Die Oper wird gross, wenn es gut geht, kann ich damit in einem Jahr fertig werden. Gegenwärtig componire ich eine Symphonie op.22, welche sehr den Beifall des Hr. Generalmusikdirektors hat.
Es freut mich, zu vernehmen, dass die Kuppel dem Peter gefällt; ich werde Hr. Salis genau ausrichten. Dem Toni Gruss u. das nämliche. Die Mutter soll mir jenen Thaler nicht schicken, sie soll's es für geschehen betrachten und sich eine gute Prise Tabak anschaffen, wovon ich auch schnupfe, im Falle ich dieses Jahr nach Hause käme. -
Indem ich den lieben Gott bitte, Sie, Verehrtester Vater! baldigst von diesem Übel zu befreien, verbleibe ich Ihr dankbarster Sohn
Jos. Rheinberger
München 8.5.55.

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[1] Operntext = "Lucius Aula" Grosse Oper von G. A. Hemmerich. (Unvollendet)