Josef G. Rheinberger schreibt seinen Eltern die übliche Ausgabenliste und einen kurzen Rapport.


Brief Josef G. Rheinberger an seine Eltern
30. März 1855, München


Theuerste Eltern!
Da Ihnen Lisi wohl gesagt haben wird, was ich ihr in meinem letzten Brief vom (ungefähr) l3ten dieses Monats geschrieben habe - so habe ich nur noch wenig Neues beizufügen - d.h., dass ich immer gesund bin und nicht weniger fleissig. -
An meinem Namenstage war ich bei Hr. Prof. Schafhäutl zu Tisch geladen, wobei ich auch Hr. von Salis-Soglio sprach; hernach fuhren wir auf's Land, in die Menterschwaige, wo ich mit Peter auch gewesen bin. (Peters Bestellung habe ich nachgefragt und inne geworden, dass eine solche Säbelkuppel mit doppelten Borten und weiss Gott noch was - 13 fl 30 +er koste). -
Letzthin batten wir à la Mentschikoff schönes Wetter und sonst - nicht Neues; jetzt schneits wieder und ist ziemlich kalt. Über Ostern werde ich nicht nach Türkenfeld gehen, weil Hr. Herzog nach München kommen wird. Hr. Prof. Maier geht nach Greifenburg und von da nach Türkenfeld. Wenn ich den Toni seine Bestellung (die ich übrigens noch nicht kenne) schicke, werde ich dann auch noch zwei Photographien schicken; eine Ansicht von Vaduz und eine von meiner Vaduzer-Wenigkeit, die mir einer meiner Freunde (Sohn des kgl. sächs. Hofr. Hanfstängl, der mich früher für Hr. Schafhäutl photograpiert) umsonst verfertigt hat.
Tschavoll jun. von Feldkirch hat mir nun wieder von Strassbourg geschrieben, ich muss ihm nun eine Composition für Violine schreiben. Wir sind nun per Du. Meine Ausgaben Monat März

                                                                         fl     +      er
Den Briefträger                                                 –             18
den Schuhmacher                                             2               -
das Notenheft für Hr. Kessler                           1               -
Notenpapier                                                    –                48
Kerzen                                                             –               12
Haarschneiden                                                  –               9
für Seife                                                             –              6
                                                            Summa 4              33
NB. An meinem Geburtstag 19 +er verlumpt !!!

Schliess1ich lasse ich alle nochmals herzlichst, vorzüglich die liebe Mutter, grüssen und danke Ihnen, Theuerster Vater! für alles empfangene Gute und verbleibe Ihr dankbarster Sohn

Jos. Rheinberger.

München, 30.3.55.

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