J. G. Rheinberger meldet sich bei seinen Eltern und teilt mit, an welchen Veranstaltungen er teilnehmen konnte.


Brief J. G. Rheinberger die Eltern


München den 30. M. [März]
Theuerste Eltern!

Es wundert mich sehr, dass Ihr diesen Monat nichts von Euch habt hören lassen. Euren letzten Brief bekam ich am 7ten Februar. Es sind desshalb bald 2 Monate, seitdem ich keine Nachricht von Euch erhalten habe. Ich [weiss] daher nicht, was ich davon denken soll; Ihr werdet doch nicht krank sein? –
Oder habt Ihr vielleicht meinen letzten Brief vom 28ten Febr. nicht erhalten? –

Ich habe Euch diessmal nicht viel zu berichten, da ich Gottlob! immer gesund bin. –

Vom 2ten bis 16ten nächsten M. werden unsere Osterferien sein, welche ich theils auf Einladung in Türkenfeld, theils in Seefeld zubringen werde. (Denn der Hochw. Herr Öhri besuchte mich v. M. mit dem jungen Öhri von Eschen.) - Letzten Samstag war ich in einem Conzerte, welches von dem Virtuosen im Violonzellspiel G. Goldtermann veranstaltet wurde u. sehr glänzend war. Ich u. ein Schüler des Cnsrvtrums bekamen Freibillete von unserm Klavierlehrer Hr. Wanner. –

Gestern frühe kamen hier zwei russische Grossfürsten an, denen zu Ehren heute grosse Revue gehalten wird, wozu ein Kuirassier-Regiment von Freising u. einige Chevauxlegers- Regimenter von Augsburg hieher beordert sind. –

Wird Hr. Pöhly Lehrer zu Schaan werden? - Spielt das Mali noch fleissig? Und was macht der Toni? die Josepha u. das Lise? Sind alle Geschwister u. die liebe Mutter wohl auf? –
In Erwartung eines baldigen Briefes von Euch
verbleibe ich Euer dankbarster Sohn
Joseph Rheinberger

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