Pfarrer J. T. Wolfinger unterstützt das Vorhaben, Josef G. Rheinberger zur weiteren Ausbildung in München zu belassen.


Brief Pfr. J.T. Wolfinger an den Vater von Josef G. Rheinberger


Türkenfeld, den 11ten July 1854
Euer Hochwohlgeboren!
Hochzuverehrender Herr Vetter!

Mit grossem Vergnügen nehme ich mit die Ehre Ihnen von den ausgezeichneten Fortschritten Ihres Herrn Sohnes Pepi Kunde zu geben, welche derselbe in seinen musikalischen Fächern letztere Tage wieder gemacht hat. -
Die Resultate der bereits geendeten Prüfung sind überaus glänzend, und die Herren Professoren sprechen voll ehrender Anerkennung über die ausgezeichneten Leistungen des jungen Mozarts. Von vielen Seiten wird auch deshalb der Wunsch geäussert, Pepi noch im Juli in München zu sehen, um ihn dann nach dieser kurzen Zeit als vollendeten Virtuosen mit um so grösserer Freude in die Vater-Arme zu entlassen.
Diesen Wünschen so gut sie gemeint, konnte ich nicht zusagen indem ich meinen Zweifel über Ihre väterliche Zustimmung zu erkennen gab, - von wegen den allzu grossen Auslagen etc..

Hierauf gaben mehrere gute Freunde u. Gönner ihre Äusserung dahin ab, mit meiner Mithilfe, - zur Bestreitung der Kosten für nächstes Jahr einen namhaften Theil beitragen zu wollen; so dass, wenn Hochzuverehrender Herr Papa uns noch circa 100 fl zum Opfer zu bringen sich bereit erkläre, für das Übrige hier eingestanden, d.h. alle vorkommenden Mehrauslagen vollständig gedeckt werden sollen. -

Herr Vetter! Was sagen nun Sie dazu!! In solcher Weise glaube ich an Ihrer Zusage gar nicht mehr zweifeln zu dürfen - u. ich beeile mich um so mehr Sie von diesem Projekte in Kenntniss zu setzen. Die noch von Ihnen aus zum Opfer bringenden 100 fl werden wirklich nicht zu ermessende Siege tragen, namentlich weil Pepi, wie darauf angetragen werden wird - zu dem berühmten Componisten und K. Capellmeister Lachner zu kommen das Glück haben wird.

Herr Vetter! wollen Sie hierüber mir gefälligst so bald rnöglich Ihre Erklärung zugehen lassen, um die hierauf bezüglichen Schritte weiter verfolgen u. zu Gunsten des guten Pepi realisieren zu können.

Sollten Sie, oder Herr Peter mich diesen Herbst mit angenehmem Besuche beehren, so würde es mich wohl herzlich freuen, das Vergnügen haben zu können Sie nach München zur Industrie-Ausstellung begleiten zu können, - denn auch Liechtensteins Ehre ist da gerettet und glänzend vertreten.
Inzwischen mit 1000 Grüssen und Einladungen Ihrer Rückäusserung entgegen sehend zeichnet
Mit ausgezeichneter Hochachtung u. Verehrung
Euer Hochwohlgeboren
ergebst. J.T Wolfinger, Pfr.

N.S. Falls Sie es für geeignet ersehen, bitte ich von diesem Projekte wegen Pepi Ihrem Titl. Herrn Schwager Carigiet Notiz zu geben - ich zweifle nicht an seiner Zustimmung, und an - - - -
Besondere Empfehlung bitte ich auch Titl. Hr. Curat- Canonico Wolfinger daselbst zu vermelden.

______________