Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein über die Unterstützung des Feldkircher Hubmeisters beim Kauf der Brandstatt des kaiserlichen Hubhauses.
Durchleuchtigester fürst. Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc. Über der hüesigen statt letst communiciertes ungeschickhtes undernemmen hat herr huebmaister sein bericht ahn die oberösterreichische weeßen, umb sich unverdächtig zu verhallten, in terminis simplicibus eingerichtet, in dem guetachten aber, weylen er hochfürstlich durchlaucht albereith große spesen macheten und gemacht hetten, sich negative und die statt in ihrem gesuch abzuweißen, sich vernemmen lassen. Ohne gehorsameste maßvorschreybung bedünckhet mich nöthig zue wissen, ob euer hochfürstlich durchlaucht sich deß abgeschlagenen nebenhofstättels begeben, oder dißes zue behaupten gnädigst intentioniert weren, damit, wan dißelbe es anderster also befehlen, in tempore ein riss verfertiget, und wie ein oder anderes successive beyzuebringe ich alsdan gemeint seye, gehorsammest berichten köndte. Ewr hochfürstlich durchlaucht anbey mich underthänigst empfehlendte. Eur hochfürstlich durchlaucht. Feldtkirch, den 10. Novembris 1700. Underthänigster, threw gehorsamster. Johann Franz Paur, manu propria. / [Rubrum] Præstentatum, 23. Novembris 1700. Paur, schellenbergischer verwalter, in puncto deß von dem hubmeister wider die statt Feldkirch an das oberösterreichische weeßen erstatteten guttachtens, die brandstätte betreffend. [Adresse] Dem durchleuchtigesten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreaß, des Heiligen Römischen Reichs fürsten und regierern des haußes Lichtenstein von Nickholspurg, in Schlesien hertzogen zue Troppaw und Jägerndorff, etc., der römisch kayserlichen mayestät etc. etc. würkhlichen gehaimen rath und cammereren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnädigesten fürsten und herren herren. Wien per Feldtsperg[a] Franco ½
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. Anton Dominik Schmidl(in) (Schmied(el)) von Löwenfeld (Lebenfeld) war um 1700 Hubmeister in Feldkirch. Vgl. Susanne Lotteraner, Die Vögte und Hubmeister in den vier Herrschaften vor dem Arlberg in der Frühen Neuzeit, unged. Dipl., Wien 2011, S. 80; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 35 Schle– Schwa, Leipzig 1731–1754, Sp. 434. Im Jahr 1700 kaufte Fürst Johann Adam von Liechtenstein die Brandstatt des kaiserlichen Hubhauses zusammen mit der angrenzenden Brandstatt, im Text genannten „Nebenhofstättels“ von Meister Johannes Anna. Darauf ließ er das sogenannte Palais Liechtenstein errichten, welches sich in der Schlossergasse 8 befindet. 1774 wurde das Gebäude verkauft. Heute befindet sich darin das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek. Vgl. Arthur Hager, Das ehemals fürstlich liechtensteinische Haus in Feldkirch. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 63, Vaduz 1964, S. 141–153; hier: S. 143–144; Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, Feldkirch, Profanbauten, Schlossergasse 8, Ehemaliges Palais Liechtenstein. Topographisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. bearb. in der Abteilung für Denkmalforschung, früher: Institut für österreichische Kunstforschung. Bearb. von Gert Ammann, Martin Bitschnau, Paul Rachbauer, Helmut Swozilek mit Beiträgen von Géza Hajós, Horst R. Huber, Herlinde Menardi, Elmar Vonbank. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, S. 207. Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72. Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005. Leopold I. (9. Juni 1640–5. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003. Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).
[a]Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.
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