Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein wegen angewiesener 50 Gulden.


Durchleuchtigester fürst.

Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc.[1] 

Herr huebmaister[2] alhier hat nit abgelassen, die jüngst underthänigst memorierte[3] 50 fl.[4] mir zue obtrudieren[5], derowegen ihme deß empfangs bescheinet, und der herr graf von Hochenembs, etc.[6], sich vermuethlich negstens umb deren erhöbung ahnmelden wirdet. Sollte die abvollgung ewr hochfürstlich durchlaucht müssfallen bringen, seindt solliche 50 fl. gedachtem herrn huebmaistern hieroben widerumben zuerückh zue lieferen.

Die frucht ist noch in zimlichem hochen werth, erachtlich, solliche nit vill abschlagen derffte. Ich bin bedacht, gleich dem kayserlichen Huebampt[7] und wie es sonsten yblich geweßen, die fruchtzünß dermahlen zue gellt anzueschlagen, gleichwohlen aber solliche auch in natura anzuenemmen nit recusieren[8], wan anderster solliche verwahren kan. Die gröste beschwerligkeit ist, alles frembden obdächeren zue vertrawen. Der weinertrag ist gering und hat nit 15 fueder[9] ausgeben, gleichwohlen aber der keller voll, und nit zue noch 4 oder 5 fueder platz eryberiget / worden ist. Eß wirdt allso ein zuelänglicheres expediens[10] zue ergreiffen, und fahlß die Rädelmayerische[11] dermahlen auch nit yber 30 fueder fassendte behausung nit fayl werden sollte, nach einer anderen umbzuesehen sein. Dan ia unverandtworthlich were, das ewr hochfürstlich durchlaucht neben so großem haußzünß noch mehrere keller-  und frucht- schitten- bestellungen sollten bestreiten müessen. Dißes ist, was dermahlen underthänigst zue berichten vorgefallen, ich aber mit gehorsamster meiner empfehlung in tieffester submission[12] verpleibe.

Ewr hochfürstlich durchlaucht.

Feldtkirch[13], den 13. Novembris 1699.

Underthänigst, gethrew, gehorsamster diener.

Johann Franz Paur[14], manu propria[15]. /

[Rubrum]

Præsentatum[16], den 24. Novembris 1699.

Schellenbergischer verwalter habe die 50 fl., so herrn grafen von Hohenembs in Wienn empfangen, solle erhalten. Item[17] wegen frücht und weinbau.

[Adresse]

Dem durchleuchtigesten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, deß Heiligen Römischen Reichs[18] fürsten und regiereren deß hauses Lichtenstein von Nickholspurg[19], in Schlesien[20] hertzog zue Troppaw[21] und Jägerndorff[22], ritteren des Guldenen Flüss[23], der römisch kayserlichen mayestät[24], etc., etc., würkhlichen geheimen rath und cammeren, etc. Ihro durchlaucht, meinem gnädigsten herren.

Feldsperg[25] per Wien[26].

½ Franco.[a] 

 


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[1] Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2] Anton Dominik Schmidl(in) (Schmied(el)) von Löwenfeld (Lebenfeld) war um 1700 Hubmeister in Feldkirch. Vgl. Susanne Lotteraner, Die Vögte und Hubmeister in den vier Herrschaften vor dem Arlberg in der Frühen Neuzeit, unged. Dipl., Wien 2011, S. 80; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 35 Schle– Schwa, Leipzig 1731–1754, Sp. 434.

[3]in Erinnerung gerufen.

[4]fl. = Gulden (Florin).

[5]Mögl. ist „aufdrängen“ im Sinne von „vorstrecken“ gemeint.

[6] Jakob Hannibal III. Friedrich Graf von Hohenems (7. März 1653–12. August 1730, Wien) war ein Sohn von Franz Wilhelm I. (1627–1662) und Eleonora Katharina, geb. Landgräfin von Fürstenberg, (gest. am 18. Februar 1670). Er war verh. mit Anna Ämilia Freiin von Schauenstein-Ehrenfels (1652–1734). Kinder: Hermann Ferdinand Bonaventura (1678, bald gest.), Ämilia Antonia Carolina (Charlotta) (1680–1752), Anna Maria (geb. 1680), verh. mit Johann Adam Freiherr von Behlen, Eleonora Katharina (getauft am 12. März 1682 in Schaan, bald gest.), Maria Franziska (geb. 1682, bald gest.), Maria Anna (geb. 1684, bald gest.), Franz Wilhelm Rudolf (1686–1756), Josef Leopold (1691, bald gest.), Bartholomaeus Ulrich (gest. 1692). Vgl. Joseph Bergmann, Die Reichsgrafen von und zu Hohenembs in Vorarlberg. Dargestellt und beleuchtet in den Ereignissen ihrer Zeit, vom Jahre 1560 bis zu ihrem Erlöschen 1759. Mit Rücksicht auf die weiblichen Nachkommen beider Linien von 1759–1860, Wien 1860, S. 112; Wurzbach, Bd. 9, Hibler – Hysel, Wien 1863, S. 189; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 13, Hi – Hz, Leipzig 1739, S. 526.

[7]Das Hubamt in Feldkirch war die landesfürstliche Finanzverwaltung, die für den Steuereinzug zuständig war. Nach einem Stadtbrand 1698 wurde das Hubhaus in die Marktgasse verlegt. Vgl. Arthur Hager, Das Hubamt in Feldkirch. In: Jahrbuch des Vorarlberger Landemuseumsvereins 1974/75, S. 81–104; hier: S. 81–82.

[8]zurückweisen.

[9] Fuder war ein Hohlmaß für Flüssigkeiten.

[10]Bereitmachen.

[11]Die Familie Rädlmayer war eine alte Bürgerfamilie in Feldkirch. Vgl. Karl Heinz Burmeister, Geschichte der Stadt Feldkirch. Kulturgeschichte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Sigmaringen 1985, S. 230.

[12]Ergebenheit.

[13]Feldkirch (A).

[14]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[15]eigenhändig.

[16]Vorgelegt.

[17]Auch.

[18] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.

[19]Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).

[20]Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa.

[21]Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).

[22] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).

[23] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.

[24]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[25] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

[26]Wien (A).

 


[a] Über der Adresse ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.