Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, schreibt an den Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein betreffen die verkaufte Mühle in Triesen.
Durchleuchtiger fürst, etc., besonders lieber herr und wertister freundt, etc.[1] Über dasjenige, waß ewer liebden[2] wegen vereusserung der Mühlen[3] zu Trisen[4] in der graffschafft Vaduz[5] an mich abzugeben beliebt, habe nit ermanglet, den aigendtlichen bericht von denen administrations-beambten einhohlen zu lassen, wie solches auß beygehendter abschrifft der beylag des mehreren zu ersehen ist. Ob nun zwar die alienation[6] aigenthümlicher güether inter privatos[7] in ersagter graffschafft ganz gewohnlich, so kann iedoch eine herrschafft sich darbey seiner convenienz[8] etwa des iuris retractus[9] bedienen, in welchem standt aber man dermahlen sich nit befindet. Wünschete dahero nichts mehrers, dann daß mit verkauff der graffschafft Vaduz es gleicher gestalten zu bäldister richtigkeit ankommen möge, gestalten dessen beförderung / herrn reichshoffrath von Andleren[10] erst kurzhin bestens recommendiert[11] habe. Anbey deroselben zu erweisung all angenemmer diensten stets so willig, alß bereith verbleibe. In meiner residenz und stifft Kempten[12], den 23. Junii 1699 Ewer liebden. Dienstwilliger, trewer freundt. Rupert […][13], manu propria[14].[a] / [Beilage] Extractus[15] bericht ahn den fürstlich kemptischen rath und cammerdirectoren, herren Johann Jacob Mozen, beeder rechten licentiaten, alß kayserlichen administrations commissions subdelegierten[16], von dem kayserlichen administrations commissions oberambtman der graffschafft Vaduz, herren Johann Rudolph Gasser von Strassberg[17], etc., de dato 14. Junii 1699. Durch den ambtsbothen haben den canzleybefelch sambt anmit in gehorsambstem respect zurückhgehendten hochfürstlich liechtensteinischen durchlaucht etc. beylag wohl erhalten, und diene zu volg mit gehorsamer beantworthung, daß belangendt pro primo[18] die verkauffte mühlen zu Trisen, solche alß ein dem vernemmen nach niemahlen herrschafftliches, sonder allezeit gewestes privatgueth schon underschidlich hin- und widerumb inter privatos nach hergebrachten landtsbrauch und ordtnung käufflich und verkäufflich gangen, aniezo in gleichem von denen panzerischen[19] dem herrn landtamman Schreiber[20] (alß welcher in besseren mitlen beschafftener solche eher zu conservieren[21] vermag) per 1624 fl.[22] anerkaufft worden, etc. / [Rubrum] Præsentatum[23], den 3. Julii 1699. Herr abbt zu Kempten ratione[24] der in der herrschafft Vaduz alienirten mühl zu Trisen.
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Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127. Liebden = schriftliche und mündliche Anrede unter Fürsten (hohen Adeligen). Müle (†), Triesen. Diese wurde 1699 von der Kooperation von Triesen gekauft. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 1, Vaduz 1999, S. 444–445. Triesen (FL). Vaduz (FL). Verkauf. zwischen Privatleuten. Anständigkeit. Vorkaufsrecht. Franz Friedrich Freiherr von Andlern (Andleren) (1. März 1631–19. Oktober 1703) stammte aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht evangelischer Konfession. Nach seinem Studienabschluss trat er zum Katholizismus über und wurde kaiserlicher Gesandter, wirkte am Westfälischen Friedensschluss mit und wurde bedeutenster Rechtsgelehrter der Universiät Würzburg. 1661 wurde er in den Reichshofrat nach Wien berufen und schließlich für seine Verdienste 1671 in den Reichsritter- und 1696 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Vgl. Oswald von Gschließer, Andlern, Franz Friedrich Freiherr von, in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S: 273. empfohlen. Fürstabtei Kempten in Kempten (D). Rupert von Bodman (1646–1728) war von 1678 bis 1728 Fürstabt von Kempten und ab 1681 kaiserlicher Verwalter von Vaduz und Schellenberg. Vgl. Otto Seger, Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, in seinem Wirken für unser Land. In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1978; Paul Vogt, Der 18. Januar 1699 – Wendepunkt in unserer Geschichte? In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1999. eigenhändig. Auszug. Abgesandter. Johann Rudolf Gasser von Strassberg (1647–1713/1714) war Oberamtmann in Vaduz. Lebensdaten nach: lic. phil. Fabian Frommelt, Stabilisierung durch Verpachtung? Krise, „Admodiation“ und innere Verhältnisse der Grafschaft Vaduz vor 1712. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein 111, Vaduz Selbstverlag 2012, S. 81–104; hier: S. 90. fürs Erste. Banzer. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, Vaduz 2008, S. 43–44. Johann Konrad Schreiber, erw. als Landeshauptmann 1696 und als Landammann 1701. Vgl. LNB, Personennamen, Bd. 4, S. 280. bewahren. fl. = Gulden (Florin). Vorgelegt. wegen. [a] Kanzleivermerk am linken unteren Rand: Liechtenstein fürst.
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