Die Ammänner der Herrschaft Schellenberg gratulieren Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein zur Herrschaftsübernahme.


Durchleuchtigister fürst, gnedigster fürst und herr, herr.[1]

Aus allerunnderthanigister threw und gehorsame kommen wür neir und alte landtammänner und gericht der herrschafft Schellenberg[2] ewer hochfürstlich durchleuchtigkheit auß threw und mit ayd zue geschworner underthenigkheit zue der ersagten herrschafft, uns selbsten aber zue einem so gnedigst und weltberüehmbten landtsfürsten herzengelich zue gratulieren, auch von Gott den ursprung aller gnaden, ewer hochfürstlichen durchleuchtigkheit und dero gesambten hochfürstlichen hauße neben gnad, benediction[3], hail und seegen, auch ununderbrüchlich beglückhte hoche regierung, threw euffrigst anzuewünschen, und dennenselben unns gehorsambste underthonen mit namen, ehr, gueten bluet zue miltesten fürstlichen hulden unnderthenigist auffzueopfferen.

Dises alles hoffen wir umb so erfühlter und vergnüeglicher zue erleben, als umb dero angeordnete gnedigiste administration wür sammentlich allerunnderthenigisten danckh abstatten, und unns versicheren können, das durch sothane verwalthung nach unnßeren wahren unlaugbahrem verthrawen wür sowohl in publicis, als civilibus[4] gegen menigeliches insultus[5] aus hergebrachter alter erfahrung unns von selbsten schon vorhinein in liebe, ruehe und ainigkheit, geschüzt, geschirmbt und protegiert[6], allerforderist aber auch ewer hochfürstlich durchleuchtigkheit / billiches interesse sicher wissen, zue dessen behueff dann wür all unnsere kräfften unverdrossen anspannen und für unnß und unnßere nachkhömmlingen bis in den todt gethrew, hold, gehorsam und gewertig zue sein versprechen, und ewer hochfürstlich durchleucht der allgewaltigen obhuet des allerhöchsten, unns aber allerunderthenigist und gehorsambst empfelchen.

Eur hochfürstlich durchleuchtigkhait.

Herrschafft Schellenberg, den 20. Merzen anno[7] 1699.

Allerunderthenigste und gehorsambste underthonen.

Andreas Marxer, landama.[8]

Andreaß Büchell, alter landtaman.[9]

Petter Math, alter landtamman.[10] /

[Rubrum]

Præsentatum[11], den 3. Aprilis 1699.

Neu und alte landammänner und gericht der herrschafft Schellenberg gratulieren zu deroselben acquisition[12].

[Adresse]

Dem durchleuchtigisten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, des Heyligen Römischen Reichs[13] fürsten und regiereren deß fürstlichen haußes Liechtenstain zue Nickholspurg[14], in Schlesien[15] herzogen zue Tropau[16] und Jagerendorff[17], ritteren deß Guldinen Flüsses[18], der römisch kayserlichen mayestät[19], etc., etc. würckhlichen gehaimen rath und cammeren. Ihro durchleucht unnserem gnedigisten fürsten und herren, herren.

Franco ½[a]

Wienn[20].[b]

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 [1] Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.
[2]Schellenberg (FL).
[3]Segnung.
[4]in publicis, als civilibus“: im öffentlichen, als bürgerlichen. 
[5]menigeliches insultus“: jedermanns Beleidigung. 
[6]unterstützt.
[7]im Jahr.
[8]Andreas Marxer, erw. 1699; 1700. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Personennamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 4, Vaduz 2008, S. 65.
[9]Andreas Büchel, erw. als Landammann 1694; von Ruggell 1699; 1708; als Landeshauptmann im 17. Jahrhundert. Vgl. LNB, Personennamen, Bd. 3, S. 123.
[10]Peter Matt, erw. als alter Landammann um 1700. Vgl. LNB, Personennamen, Bd. 4, S. 69.
[11]Vorgelegt.
[12]Übernahme.
[13] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.
[14]Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).
[15]Schlesien ist eine Region in Mitteleuropa.
[16]Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).
[17] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).
[18] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.
[19]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.
[20]Wien (A).

[a]Nachtrag mit Bleistift.
[b]Über der Adresse befinden sich die Reste von zwei roten Lacksiegeln. Am unteren Briefrand befinden sich die Hälften zweier Verschlusssiegeln aus rotem Lack.