Albrecht Dieckhoff regt an, dass Liechtenstein in Deutschland Konsulate eröffnet


Schreiben von Albrecht Dieckhoff an Regierungschef Josef Hoop [1]

10.2.1931, Hamburg

Lieber, sehr verehrter Herr Regierungschef,

leider habe ich Sie bei meinem letzten Aufenthalt in Vaduz Ende Januar nicht antreffen können. Ich hätte bei dieser Gelegenheit gern noch einmal auf die Notwendigkeit hingewiesen, die konsularische Vertretung des Fürstentumes zu erweitern. Insbesondere ist es wegen der ständig wachsenden Werbetätigkeit des Grossherzogtums Luxemburg notwendig, die Propagandamöglichkeiten des Fürstentums zu vergrössern. Insbesondere hatten wir in den letzten Monaten in verschiedenen Fällen Schwierigkeiten, die erforderlichen Beglaubigungen bei manchen Gründungen reibungslos zu beschaffen. Oft sind die betreffenden Klienten auf das Wohlwollen des schweizerischen Konsulates angewiesen und dort besteht gar leicht die Möglichkeit, dass die betreffende Gründung noch im letzten Augenblick nach der Eidgenossenschaft gezogen wird.

Dasselbe gilt insbesondere auch für die Fälle, wo es sich darum handelt, dass sich wohlhabende und monarchisch gesinnte Reichsdeutsche in einer deutschsprechenden Monarchie einbürgern wollen. In solchen Fällen verstehen es die Luxemburger recht gut, ihre franzosenfreundliche Gesinnung beiseite zu stellen und auch die Eidgenossen wissen ihre Propaganda so einzurichten, dass in Frage kommende Personen trotz ihrer monarchischen Traditionen nach der Schweiz gehen, weil diesen nicht die nötigen Aufschlüsse über die Verhältnisse im Fürstentum gegeben werden. [2]

Zurzeit ist die Gründungstätigkeit durch die schlechte allgemeine finanzielle Lage in Europa und Amerika leider wesentlich zurückgegangen, ich hoffe aber, dass mit Ablauf des Jahres wieder bessere Verhältnisse eintreten werden. Wie dem auch sei, eine würdige und selbstbewusste, auf den einzelnen Fall abgestellte Propagandatätigkeit würde die Interessen des Fürstentums auch unter den heutigen Verhältnissen wesentlich fördern können, insbesondere wo ja der neue Kanalbau dem Fiskus weitere Lasten auferlegt, die ja zum grossen Teil aus den Gründungseinnahmen finanziert werden müssen.

Einstweilen bin ich mit der Versicherung der vorzüglichsten Hochachtung

Ihr ganz ergebener

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[1] LI LA RF 118/204/001r.
[2] Die Eröffnung von liechtensteinischen Konsulaten in Deutschland wurde mit ähnlichen Argumenten auch befürwortet durch Ludwig Marxer, vgl. LI LA RF 118/204/003.