Das "Liechtensteiner Volksblatt" berichtet über die Grundsteinlegung zum Kloster St. Elisabeth in Schaan


Artikel eines Korrespondenten, ungez., im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

24.7.1934

Die Friedhof-Einweihung und Grundsteinlegung in Schaan

Schaan hatte vorgestern Sonntag die Ehre, den hochwürdigsten Diözesanbischof Dr. Laurentius Mathias Vincenz von Chur in seinen Gemarkungen zu wissen, um seine erste hohepriesterliche Handlung im Fürstentum seit seiner Besteigung des altehrwürdigen Bischofsstuhles von St. Luzi vorzunehmen. Galt es doch, den neuerbauten, bezw. erweiterten Friedhof mit der Kapelle einzuweihen und den Grundstein zu legen zum grossen Klosterbau der Schwestern vom kostbaren Blute in Gutenberg, die sich in Schaan ein Mutterhaus bauen wollen. Schon am frühen Morgen sah man an den beflaggten Häusern und der dekorierten Friedhofpforte, dass Feststimmung war. Dass bei einem so schönen Anlass natürlich Gott dem Herrn zuerst der Tribut gebührt, war selbstverständlich und so schritten die beiden Kongregationen schon in aller Frühe zum Tische des Herrn. Um 7 Uhr zelebrierte der hochwst. Bischof die hl. Messe, bei welcher die Kinder den Leib des Herrn empfingen und mit ihnen viele Männer und Frauen. Im Hauptgottesdienste sprach der hochwst. Herr ein ernstes Kanzelwort, anschliessend an das Sonntagsevangelium, in welchem es heisst, dass der lb. Heiland über die Stadt Jerusalem weinte und über sie das Strafgericht aussprach. Der hochw. Kanzelredner stellte die Frage, ob nicht auch der Heiland, wenn er heutzutage wieder käme, über so manches Dorf und so manche Stadt weinen und ein scharfes Wort aussprechen könnte, angesichts der Gottlosigkeit, d. religiösen Gleichgültigkeit, der Sonntagsentheiligung, der Scham- und Sittenlosigkeit und der Unbotmässigkeit gegen jedwelche Autorität. Er ermahnte die Gläubigen, angesichts der bevorstehenden Weihe des Friedhofs daran zu denken, dass auch sie einmal dorthin getragen würden und dass es dann eine Abrechnung gebe mit dem Allerhöchsten, wo dann keine Entschuldigung angebracht werden könne.

Nach dem Amte ging’s in Prozession hinaus auf den Friedhof, wo der hochwst. Bischof die sinnreiche Zeremonie der Weihe des Friedhofes und der Kapelle vornahm.

Auch der frühe Nachmittag war noch beansprucht vom 2. Teil der kirchlichen Feier. Nach der Segensandacht zog die Prozession hinauf nach Dux, um der Grundsteinlegung des Klosters beizuwohnen. An der Stelle, wo der Altar der Klosterkirche hinkommt, erhebt sich ein mächtiges Holzkreuz, davor ist die Stelle, wo der Grundstein mit der Urkunde versenkt werden sollte. Hochw. Hr. Pfarrer [Johannes] Tschuor verlas die Urkunde, es begann die hl. Handlung, die der hochwst. Bischof unter grosser Assistenz der hochwst. Landesgeistlichkeit vornahm und welcher die Gemeindevertretung u. Herr Regierungschef Dr. [Josef] Hoop, dann die Herren Baumeister Kaspar Hilti und Architekt [Arthur] Wander, sowie eine stattliche Zahl Volkes, auch aus anderen Gemeinden, beiwohnten. Nachdem der Grundstein mit der Urkunde vermauert war, umschritt der Konsekrator den ganzen Bau, die Fundamente mit Weihwasser besprengend. Hierauf hielt er eine Ansprache, in der er sagte, dass dieses Kloster eine Stätte des Gebets und der christlichen Vollkommenheit im geistl. Stande, der Erziehung und der Nächstenliebe sein werde. Das Gebet und der geistliche Stand seien auch heute noch modern, wie sie es zu allen Zeiten waren. Der hochwst. Oberhirte appellierte besonders an die Mütter, dass sie den Beruf zum geistlichen Stande in den Kindern wecken und fördern möchten, damit wieder einmal eine Primiz eines Weltgeistlichen in Liechtenstein sei. Das Kloster wolle weiter eine Stätte der Erziehung sein. Die Seele der Erziehung sei die Erziehung der Seele. Wir wollen nicht nur gescheite Leute, die durch ihre Kenntnisse für das irdische Leben ausgerüstet werden, sondern auch gute Leute, die ein christliches Leben wandeln und ans Jenseits denken. Dann wolle dieses Kloster auch eine Stätte der Nächstenliebe sein, wie dies alle Klöster waren und noch sind. Ganz besonders den armen Kranken wollen die Schwestern sich widmen und womöglich in jeder Gemeinde eine Krankenschwester halten, um den armen Kranken Linderung und Trost in ihren schweren Tagen zu verschaffen und sie vorzubereiten auf den Gang ins Jenseits. Es waren herrliche Bischofsworte, sowohl jene vom Vormittag, als auch jene vom Nachmittag. Ein Kindersprechchor brachte dem hochwst. Oberhirten die Huldigung dar. Darauf intonierte die Schaaner Harmoniemusik, die zusammen mit dem Männer-Kirchenchor die Feier zu verschönern half, das Te Deum. Hochw. Herr Landesvikar Dr. [Johann Georg] Marxer teilte hierauf mit, dass Ihre Durchlaucht, die Frau Fürstin Elsa in verdankenswerter Weise das Protektorat über das im Kloster einzurichtende Töchterinstitut übernommen habe. Es soll den Namen St. Elisabeth-Institut erhalten. Damit hatte die schöne Feier ihren Abschluss gefunden. Möge nun das Werk weitergeführt werden und Gottes Segen auf ihm ruhen zu seiner Ehre und zum Wohle des Landes!

Zu dieser uns von befreundeter Seite eingegangenen Schilderung des für uns Schaaner in lieber Erinnerung bleibenden Festtages möchten wir noch nachtragen, dass am Sonntag 46 Schwestern vom Kostbaren Blute zum erstenmale an der Stätte ihrer zukünftigen Heimat standen. Auch möchten wir noch aus der nun versenkten Urkunde einiges festhalten. Nach der bei diesen Urkunden üblichen Festlegung der Zeit wird erwähnt, dass am 22. Juli Se. Ecx. Dr. Laurentius Mathias Vincenz den Grundstein gelegt, als HH. [Hochwürdiger Herr] Johannes Tschuor als Pfarrer in Schaan fungierte. Vorsteher Ferdinand Risch und die Gemeindevertretung von Schaan hätten den Schwestern ein liebevolles Willkomm geboten. Ferner ist auch erwähnt, dass Herr Rechtsagent Louis Seeger, der die Vertretung der Schwestern bis z. Baubeginn hatte, in selbstloser Weise Helfer und Berater war. Herr Architekt Wander fertigte den Plan und die Firma Gebrüder Hilti hätte ihn ausgeführt. Ferner wird der Segen Gottes über alle herabgefleht, die in irgendeiner Weise mitgeholfen hätten, dass das Werk erstehen konnte. Sie schliesst dann wörtlich: "Durch die Kraft des kostbarsten Blutes werde dieses Haus eine Stätte des Gebetes, der Opferkraft, des Friedens und Glückes für alle seine Bewohner zu jeder Zeit und in jedem Jahrhundert.

Es sei eine Stätte des Segens für die ganze Gemeinde und das ganze Land mit seinem Durchlauchtigsten Fürstenhaus.

Sein Segen erfülle das ganze deutsche Land und alle Völker, zu denen die Kraft des kostbarsten Blutes dringt."

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[1] L.Vo., Nr. 85, 24.7.1934, S. 1.