Der Eschner Pfarrer Johann Büchel verteidigt sich gegen die Angriffe durch den "Umbruch"


Zusendung des Eschner Pfarrers Johann Büchel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

19.7.1941

Eschen, 17. Juli 1941

Es sind heute 37 Jahre seit dem glücklichen Tage meiner Priesterweihe. Ich habe seither fleissig und gewissenhaft in meinem oft schweren Berufe gearbeitet. Nun geschieht das Seltsame. Ein neues Blatt in Liechtenstein beschimpft mich so, wie es in unserem Lande einem Geistlichen gegenüber nie vorgekommen ist. Das Blatt hat zwar schon etwa ein halbes Dutzend Priester unseres Landes angeflegelt. Den Unterzeichneten sucht es nun in der Nummer vom 12. Juli a.c. in drei Artikeln [2] unschädlich zu machen. Erst holt es sehr weit aus und ruft noch den alten Griechen Aristoteles ganz unlogisch zur Hilfe. Ohne die genaue Stellungnahme und Worte des Kardinals [Arthur] Hinsley in London zu kennen, beschimpft er den hochangesehenen Kirchenfürsten auf das Gemeinste als Verteidiger des russischen gottlosen Kommunismus. Als Geistlicher protestiere ich entschieden dagegen, dass in unserem Lande ein Kardinal der hl. Kirche öffentlich so beschimpft wird. Was weiter?

Der Artikelschreiber des "Umbruch" hatte wohl ein böses Insekt im Ohr, dass es in seinem Gehirn so durcheinander ging, wörtlich schreibt er: "Hier reichen Eschen sich und London gern die Hände, London aber reicht [Josef] Stalin die Hände." Der alte Pfarrer von Eschen ist also ein ebenso gemeiner Helfershelfer Stalins.

Im 2. Artikel gegen mich finde ich schon im ersten Satz drei Unwahrheiten und dann noch eine ganze Serie. Da hört der Disput auf. Ich stelle folgendes fest: Das deutsche Volk u. deutsche Art habe ich immer in Ehren gehabt und heute noch, aber vor Deinem unehrlichen Geschreibsel möge uns Gott behüten. Noch ein zweites: Der Flehruf der Kirche lautet auch heute noch: "Von Pest, Hunger u. Krieg erlöse uns, o Herr." Das schrecklichste dieser Übel ist der Krieg. Wenn nun Millionen deutscher und russischer junger Krieger mit den modernsten Mordwaffen aufeinander losgelassen werden, und noch mehr Millionen Menschen daheim angstvoll zittern, dann nenne ich diesen Tag trotz Deines Tadels heute noch einen schwarzen; die eventuell guten Folgen dieses Ringens kennt heute nur unserer Herrgott.

Ein drittes Mal in gleicher Nummer geifert der "Umbruch" gegen mich, weil ich für die gefährdete Jugend beten liess, da habe ich Grund genug. Er hingegen kennt scheints keine Gefahren der Seele. Ich sage einem solchen Gegner kurz eines: Ich bin kein Mietling! und wenn ich den Wolf kommen sehe im Zylinder oder in der Narrenkappe, so trete ich ihm entgegen mit Gefahr meines Lebens. Volk von Liechtenstein, wenn man Deine Priester öffentlich so zu schmähen wagt, dann ist Dein Glaube in Gefahr! Tritt ein dafür und folge der eindringlichen Mahnung des seligen Bruder Klaus [Niklaus von Flüe]: "Haltet zu Euren Geistlichen!"

(Auf Ersuchen geben wir in Vorstehendem der Rechtfertigung eines ehrlichen Priesters gerne Raum. Die Schriftltg.)

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[1] L.Vo., Nr. 79, 19.07.1941, S. 2. Vgl. die Erwiderung im Umbruch, Nr. 57, 26.7.1941, S. 3 ("Der Wolf im Zylinder").
[2] Umbruch, Nr. 55, 12.7.1941, S. 3 ("Was sagt Aristoteles dazu?"), S. 4 ("Herr Pfarrer Büchel hören Sie gut zu"), S. 4 ("Noch ein Vaterunser ...").