Ziele der Heimattreuen Vereinigung

Undatierter Entwurf, mit maschinen- und handschriftlichen Korrekturen [1]

o.D. (Anfang 1939)

Programm

der "Heimattreuen Vereinigung Liechtenstein"

Unter diesem Namen hat sich eine nationale Bewegung gebildet, deren Zweck und Ziel der Zusammenschluss aller ehrlichen, vaterländisch gesinnten, fürsten- und heimattreuen Liechtensteiner in einer christlich-nationalen Volksgemeinschaft und die unbedingte Erhaltung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Fürstentums Liechtenstein auf wahrhaft demokratischer Grundlage ist.

Die Beibehaltung der Wirtschaftsverträge mit der zollverbundenen Schweiz sowie die Vertiefung der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit der Eidgenossenschaft und die Erhaltung der freundnachbarlichen Beziehungen zu dem durch Kultur und Sprache verbundenen Deutschland sind eine Selbstverständlichkeit und eine logische Folgerung des Zwecks der Vereinigung, so dass es sich erübrigt, hierüber viele Worte zu machen.

Zur Erreichung des Zieles stellt sich die nationale Bewegung folgendes

Programm:

1. Energische Unterbindung u. Hintanhaltung des landesschädigenden Treibens unverantwortlicher Elemente, die unter dem Vorwande einer Erneuerung ihren persönl. Ehrgeiz befriedigen wollen. [2]
2. Geistige Umkehr des Volkes zu einer zutiefst verbundenen christlich-nationalen Volksgemeinschaft, in der alle wie Brüder für einander einstehen und bereit sind, für die Ärmsten auch Opfer zu bringen. [3] Pflege des christl. Familiengedankens in Familie, Gemeinde u. Land.
3. Rückkehr zur Einfachheit und Sparsamkeit, da die heutige Lebenshaltung bei uns vielfach übersetzt ist.
4. Schutz der Familie auf wirtschaftlichem u. sozialem Gebiete. Errichtung eines Familienfürsorgeamtes.
5. Einschränkung des Unterstützungswesens auf das dringendst Notwendige. Demgegenüber soll jedem nach Möglichkeit Arbeit und Brot verschafft werden zur Erhaltung seiner Familie. Ergreifung schärferer Massnahmen gegen arbeitsscheue und liederliche Elemente. Wer nicht arbeitet u. seine Familie vernachlässigt, [4] soll durch Zwangsmassnahmen dazu angehalten werden, bis die nötige Einsicht u. Umkehr vorhanden ist.
6. Stärkung der Autorität der Behörden. Nicht mit Schimpfen, Räsonieren und Kritisieren wird es besser, sondern nur, wenn jeder Einzelne das Seine durch treue Pflichterfüllung, [5] Arbeitsamkeit, Sparsamkeit u. Genügsamkeit dazu beiträgt.
7. Um dem Volke mit gutem Beispiele voranzugehen, muss von oben herab Sparsamkeit geübt werden. Das Land darf nicht als Melkkuh betrachtet werden und die Postenverteilungspolitik muss aufhören. Bei Anstellungen im Staatsdienste soll nicht die parteimässige Einstellung, sondern neben der Tüchtigkeit auch die Rücksicht auf die Familie ausschlaggebend sein.
8. Absolute Ehrlichkeit und Sauberkeit in allen [6] Landes- u. Gemeinde-Angelegenheiten. Ausschaltung jedweder eigennützigen [7] u. machtpolitischen Einflüsse. Die wahre Demokratie ist nur in der christlich-nationalen Volksgemeinschaft, in welcher die Berufsstände als natürliche Glieder des Volkes miteinander und für einander arbeiten. [8]

Die Bewegung wird für dieses ihr Programm in Wort und Schrift eintreten und sie kann dies umsomehr, als die leitenden Männer des Komitee's keine Postenjägerei betreiben, sondern nur der Heimat dienen wollen. Die Bewegung [9] ist der vollsten Überzeugung, dass wir uns selber unsere Zukunft für uns und unsere Kinder schaffen durch Aufbau einer neuen Heimat im Sinne und Geiste der christlich-nationalen Volksgemeinschaft und nicht durch Zersplitterung infolge egoistisch-materialistischer Klassenherrschaft. Nur dadurch, dass jeder Einzelne durch Gottvertrauen u. Selbstvertrauen, [10] Opfersinn und Opfergeist, durch freudige Arbeitsbereitschaft, durch Genügsamkeit und Sparsamkeit und wahren christlichen Familiengeist seine Pflicht erfüllt, können wir dem Volke Liechtensteins wieder den unerschütterlichen Glauben an die Heimat und die trostvolle Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft wieder geben. Unter dem Fürstenhause von Liechtenstein wollen wir als ein einig Volk von Brüdern zusammenstehen, für einander und miteinander und dann werden wir auch die Fährnisse unserer verwirrten und verirrten, allzu-materialistisch gewordenen Zeit und den verderblichen Zeitgeist überwinden und als freies und glückliches Völklein wie eine Familie unter der schützenden Vaterhand unseres erlauchten Fürsten in Einfachheit und Genügsamkeit, in Arbeitsamkeit und Sparsamkeit, wie unsere Väter, aber froh und gesund weiter bestehen. Das walte Gott!