Bericht im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]
15.4.1943
Das Durchlauchtigste Fürstenpaar in Schaan
Die Schaaner waren diesmal hintendran. [2] Ich meine nur im Zeitpunkt der Huldigung ans Fürstenpaar in ihrer Gemeinde selbstverständlich, denn wer diese, immer neues Leben quellende Stunde der Begeisterung am Sonntag auf dem festlich umrahmten Platze bei der Kirche miterlebte, der freute sich ob der impulsiven Natürlichkeit und der lodernden Freude, mit der das Volk Schaans das Fürstenpaar willkommen hiess. "Stadt der Bewegung" nannte H.H. [Hochwürdige Herr] Pfarrer [Johannes] Tschuor Schaan in seiner Ansprache, weil es als erste liechtensteinische Gemeinde der Durchlauchtigsten Fürstin [Gina] beim Betreten liechtensteinischen Bodens zujubeln durfte. Von hier aus habe sich das Leben der Begeisterung für Liechtensteins Fürstin ergossen durchs Land und weit, weit darüber hinaus. Als "Stadt der Bewegung" durfte auch Schaan den grossen Reigen schliessen und hat ihn auch mit Würde geschlossen.
Das Fürst Johannes [Johann II.] Denkmal bei der Kirche war von Blumen überblüht, flankiert von den goldroten Farben des Fürstenhauses. Hier an der Gedächtnisstätte eines grossen Fürsten hatte "Eine dankbare Gemeinde" einen Kranz niedergelegt, so wie sie es immer an den Gedächtnistagen des grossen Verstorbenen zu tun pflegt. Diesmal aber galten diese Blumen dem Leben, und die plätschernde Fontäne im Hintergrunde wollte dem Durchlauchtigsten Paare ausser von der Dankbarkeit von der Liebe und der Treue einer Bevölkerung künden. Hier verweilte denn auch des Durchlauchtigste Fürstenpaar nach der Auffahrt durch die reich beflaggte Kirchenstrasse und nach einem ersten Grusse durch die Gemeindebehörde einige Augenblicke.
Unter den Hochrufen der Menge nahmen Fürst [Franz Josef II.] und Fürstin auf dem festlich dekorierten Aufbau an der Südfront der Kirche Platz.
Vorsteher Tobias Jehle
überbrachte den Willkomm der Gemeinde in folgenden sinnigen Worten:
Durchlauchtigstes Fürstenpaar!
Es gereicht mir zur grossen Ehre, Euer Durchlaucht Fürst Franz Josef und Durchlaucht Fürstin Georgine in unserer Gemeinde begrüssen zu dürfen. Die Versicherung herzlicher Freude darüber spricht heute als glückliches Leuchten aus dem Auge eines jeden Schaaners.
Was uns Liechtensteiner die letzten Wochen und Monate bewegte, war ja auch die Freude, Seiner Durchlaucht dem Landesfürsten in seinem Glücke nahe sein zu können. Wenn auch schlicht und einfach, so konnten wir es doch wieder einmal lauter sagen, mit wieviel Liebe und Verehrung der Liechtensteiner seinen Fürsten ins Herz geschlossen. Und unserer Durchlauchtigsten Fürstin haben wir hier in Schaan beim ersten Schritt auf Liechtensteiner Boden zu sagen Gelegenheit gehabt, wie die Liebe zum Fürsten auch die hehre Frau umschliesst, die die Wahl des Fürsten an Seiner Durchlaucht Seite des Landes Mutter werden liess. Ein Monat ist vorüber, der Name der Fürstin liegt in aller Munde, das Kind, der Junge und das Mädchen, Mann und Frau und der Greis am Stabe schätzen sich glücklich, diese Frau ihre Fürstin nennen zu dürfen.
Hier, bei unserem Gotteshause, in der Nähe des Allmächtigen, wollten wir Euer Durchlauchten begrüssen. In der Nähe des Steins, in den wir vor Jahren unsere Liebe und Treue zum Fürstenhaus gemeisselt, den wir zum Sprecher tiefster Dankbarkeit für die jetzige und die kommenden Generationen wählten, in der Nähe des Denkmals wollten wir unserem Durchlauchtigsten Fürstenpaare huldigen. Hier wollten die Schaaner des hohe Paar gleich einem lebenden Rahmen steter Treue als teuerstes Juwel umschliessen.
Aber nicht nur heute halten wir es so. wir tragen die tiefe Verehrung auch hinein in unser Tagewerk: in die Bebauung des weiten Feldes, das sich zwischen Rhein und Gemeinde dehnt und das aus der Katastrophe von 1927 als fruchtbares Land wieder erstanden ist; an der Werkbank und in Handel und Wandel leuchten die Initialen unseres Fürstenpaares voran in treuer Pflichterfüllung in schwerer Zeit. Sie soll ein Beitrag sein zur Wohlfahrt des Landes unter dem Schutze eines edlen Fürsten.
Liechtenstein wurde die letzten Wochen viel als Eiland des Friedens gepriesen. Mit Recht. Wir sind darob glücklich und zufrieden. Wir wissen aber auch, wem wir dieses Glück ausser der Vorsehung des Allgütigen zu danken haben, der Grösse und dem Edelsinn unseres Durchlauchtigsten Fürstenhauses und der weisen Führung unseres Fürsten. Drum bitten wir den Lenker unserer Geschicke auch heute wieder wie so oft, dass er unsern Durchlauchtigsten Landesherrn und die Durchlauchtigste Frau an Seiner Seite auch weiter segnen möge.
Dieser Bitte an den Allmächtigen möchte ich als Vertreter der Gemeinde Schaan noch die bescheidene Bitte an das hohe Paar beifügen, auch dann und wann wieder einmal in Schaan Einkehr zu halten. Wie heute, so werden wir uns immer glücklich schätzen, Fürst und Fürstin in unserer Mitte herzlich willkommen heissen zu können.
Die Jugend durfte in der Huldigung nicht fehlen. Ein Trachtenmädchen sprach als "Liebe", ein Trachtenbub als "Treue", so wie sie in jedem Liechtensteiner Herzen leben. Camelien wollten sie überreichen aus dem Süden als Nachgruss ans teuerste Fürstenpaar aus dem sonnigen Tessin. Die kleine Trachtengruppe schloss mit einem Gebet fürs hohe Paar. Die Gruppe der Pfadfinder und Pfadfinderinnen hatte einen kurzen und flotten Sprechchor arrangiert, und schliesslich begleiteten Verse eines Knaben die Übergabe des Geschenkes der Schaaner Jugend an die Fürstin. Das Schönste von allem aber war doch das freudige Leben, das von klein und gross ausströmte und auch den erfasste, der besinnlicher im goldrotbeflaggten Ring gestanden ist. Wuchtig erklang dann ein Gesamtchor, an dem 80 Kinder, der Männerkirchenchor, der Frauenchor und die Harmoniemusik mitwirkten.
"Liechtenstein, wir preisen dich mit lautem Jubelsang,
geloben Treue Dir, geliebtes Heimatland…"
scholl es breit und beschwingt hinauf zum Fürstenpaar und hin übers geschmückte Dorf.
Noch ist das schneidige Schlusswort des
H.H. Pfarrer Johannes Tschuor
anzuführen:
Es ist nicht leicht, sich zum Sprecher eines Volkes zu machen, dessen Seele randvoll gefüllt ist mit ehrlicher warmer Begeisterung; eines Volkes, dessen Herz jubelt im Anblick seines hohen Fürstenpaares. Wenn das republikanische Herz des Schweizers noch Hemmungen verspürte, so würden sie im Sturm hinweggefegt durch die ansteckende Kraft dieser aufgespeicherten Freude, durch die Ehre, dem Fürstenpaar die Versicherung der Treue und der Liebe zu geben - unterdrückt durch die Überzeugung, dass diese Stunde eine Gottesstunde ist, wenn das Volk seine ihm von Gott gegebene Autorität anerkennt und ihr huldigt und nicht zuletzt durch die Überzeugung, dass es eine gottgesegnete Stunde ist, wenn in diesen Zeiten der aufgelösten Rechtsordnungen, der Treulosigkeiten, d. Traditionslosigkeit, in diesen Zeiten chaotischer Unordnungen ein Volk wieder neu gelobt zu stehen zum Recht und zum uralten Gelöbnis zur Tradition und zur heiligen Ordnung.
Durchlaucht, es ist mir selbst ein persönliches Bedürfnis, in innerer Nötigung Ihnen zu sagen, dass dieses Volk von Schaan mit Sehnsucht Sie erwartet hat: Ihnen zu sagen, dass es begeistert ist über seinen Fürsten und seine Fürstin, Ihnen zu sagen, dass es Ihnen danken will, dass Sie ihm diese Fürstin geschenkt haben.
Durchlaucht Fürstin Georgine von Liechtenstein sind hier in der Hauptstadt der Bewegung - wollen Durchlaucht nichts Arges dabei denken - ich spreche von jener Bewegung der Begeisterung für Liechtensteins Fürstin, jener Bewegung, die am 5. März bei Ihrer Ankunft hier begonnen hat, sich fortpflanzte hinauf und hinunter im Land innerhalb der blauroten Grenzpfähle, die ihre Wellen geworfen hat über diese Grenzen hinaus, bis nach Zürich und Basel und hinein in die Innerschweiz, um dort in ganz republikanischen Schweizerherzen Saiten anklingen zu lassen, wie sie noch nie darin erklangen.
Die Begeisterung, die von hier aus ausging, ist echt. Sie lebt im Herzen dieser Schaaner nicht als rasch verlöschendes Feuer, sondern hat Gestalt und Form bekommen in dem Gelöbnis neuer Treue zum liechtensteinschen Fürstenhaus, in einer treuen Liebe zur neuen Fürstin. Man hat soviel vom Märchenland Liechtenstein und der Märchenhochzeit vom 7. März geschrieben. Aber es ist ja kein Märchen: weder die Hochzeit noch der Sturm der Begeisterung, der damals zu Ihnen emporflutete. Nein, es ist vollste Wirklichkeit, - dass Sie nun da mitten unter uns ist, dass das Land seine Herrin hat und eine solche Herrin, deren Anmut und Würde und Natürlichkeit selbst die widerspenstigsten Herzen in Banden geschlagen hat. Dies alles ist kein Traum und kein Märchen und ebensowenig ist auch unsere Liebe und Treue, die wir im Herzen tragen, ein Traum, von dem es ein böses Erwachen gäbe.
Und diese Treue und diese Liebe, hohes fürstliches Paar, darf ich im Namen diese Volkes Ihnen darbringen. Glauben Sie an diese Treue und Liebe, so wie dieses Volk an sie glaubt und Ihnen sein Geschick anvertraut. Wir haben nichts in Händen, um Ihrer Durchlaucht ein sichtbares Zeichen dieser Liebe und Treue zu geben. Wir können Ihnen keine Heimindustrie vorführen, weil unsere Industrie eben Feldindustrie ist. Wenn das Durchlauchte Paar im Herbst einmal kämen, dann wollten wir mit den Erzeugnissen unsere Industrie nicht geizen und mit Stolz würden wir auf die Erzeugnisse unserer Felder und Rietgärten, unserer Äcker vorführen und die schönsten und schmackhaftesten von allen berghoch Ihnen zu Füssen legen.
Wir sind aber trotzdem nicht ganz ohne Gabe. Durchlaucht, Fürstin Georgine, wir haben Ihnen etwas zu bringen. In der Gemarkung Schaans steht ein Haus das nun auch Ihr Haus sein soll; ein Haus, von dem der Segen dieser Stunde ausgegangen ist, ein Haus, auf dessen Stirnseite ein Gebet steht: Land und Volk und Fürst sind dir geweiht! Über alle, Mutter, deinen Mantel breit! Es ist das Haus unserer lieben Frau von Liechtenstein, in dem Ihr fürstlicher Gemahl sich selbst, das Haus Liechtenstein, seine Familie und das Land der Mutter Maria zum Trost geweiht hat. Seither ist das kleine Heiligtum droben in ganz besonderer Art die Stätte der Mutter zum Trost geworden. Zum Haus, aus dem Segen floss über das fürstliche Haus Liechtenstein, hier und draussen auf seinen Stammgütern. Und wer weiss, ob nicht die liebe Frau von Liechtenstein das Herz des Herrn in Liechtenstein und das Herz der neuen Herrin von Liechtenstein geleitet hat, dass wir die Freude haben, das fürstliche Paar vor uns zu sehen. Dieses Haus, das der Weiheakt Ihres hohen fürstlichen Gemahls zum Haus des ausgesprochenen Segens für ganz Liechtenstein gemacht hat, dies Haus sei auch Ihr Haus und Ihr Heiligtum, es sei der Ort, wo die sichtbar-irdische Herrin Liechtensteins von nun an unausgesetzt den Schutz der himmlischen Herrin Liechtensteins erfahre. Seien Sie überzeugt, dass wir, wenn wir droben für unseren hohen Landesfürsten bitten, auch Sie immerzu in diese Bitte einschliessen und dass es unser heissester Wunsch ist, dass auch Durchlaucht, die Fürstin eingeschlossen sei ganz tief und warm im Schutzmantel unserer lieben Frau von Liechtenstein - dass auch ihre Ehe stehe unter dem besonderen Schutz der Mutter zum Trost. Das ist unsere Gabe auch an Sie: die lb. Frau von Liechtenstein auf Dux.
In dieser feierlichen Stunde, wo euer Herz so voll ist von gutem Willen und starker Begeisterung für das fürstliche Paar, habe ich auch euch etwas zu sagen.
Der Landesfürst, Seine Durchlaucht hat euch durch seinen Akt der Weihe vor drei Jahren eine Schutzherrin gegeben, die euch den Frieden erhielt und des Landes Gesichertheit. Ihr dankt diese Gnade nicht bloss den klugen diplomatischen Bemühungen Seiner Durchlaucht, sondern auch ganz besonders jenem feierlichen Weiheakt an die Mutter droben auf Dux. Und wenn ihr nun versucht, dieses Friedens würdig zu leben, dann ist das ein Akt der Dankbarkeit und erwiesener Treue zum Fürstenhaus. Frieden, wenn wir etwas noch inniger wünschen müssen als Frieden, so ist es die Gnade, den rechten Gebrauch davon zu machen. Glaubet nicht, dass der Friede nichts anderes sei als Nichtkrieg. Er ist eine lebendige Kraft, geboren aus der Tapferkeit der Seele, hat einer gesagt. Der Friede ist also auch Aufgabe. Das unendlich seltene Schauspiel, das Liechtenstein der Welt bietet, dass es unbewehrt und unbewaffnet mitten im Krieg im Frieden leben kann, das fordert von jedem einzelnen Liechtensteiner Tapferkeit der Seele. Ihr dürft nicht klein an der grossen Zeit vorbeischlummern. Ihr müsst noch tiefere und tapfere Menschen werden. Christen mit einem noch gütigeren Herzen von Mensch zu Mensch, mit noch grösserem Gerechtigkeitssinn für das, was Gott und den Menschen gebührt. Friede ist die Edelfrucht der Gerechtigkeit und der Liebe. Darum seid ihr bloss dann des Friedens würdig, wenn ihr wirklich mit aufrichtiger Seele nach dem strebt, was das Höchste ist, die Liebe, und nach jeder Gerechtigkeit, die allein die Hindernisse des wahren Friedens beiseite räumt. Dieses gute Wollen in euerer Seele des Friedens würdig zu werden, das sei euer grosses Gelöbnis am heutigen Tag. Auch das ist Bekenntnis zum Seins Liechtensteins. Ihr, meine Pfarrkinder, vor euch sitzt in der Jugend Blüte das fürstliche Paar, aus dem Hause Liechtenstein, dem ihr so unendlich viel verdankt, dem ihr Treue gelobt hat. Gelobt ihm auch, des Friedens würdig zu sein, den wir zum so grossen Teil dem erlauchten Fürsten verdanken.
Hohes fürstliches Paar, wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, lieb und gerecht und treu geschart ums fürstliche Haus, zu ihm stehend im Glück und Unglück, in sonnigen und dunklen Tagen.
Und nun lasst uns das fürstliche Paar hochleben, lasst uns ihm, wie es einst Hinkmar tat, zurufen:
Euer Durchlaucht, der Fürstin Georgine von Liechtenstein: Leben und Heil!
Seiner Durchlaucht, dem Fürsten Franz Josef von Liechtenstein: Leben und Heil!
Ruft es laut, dass es allen, die Zeugen sind euerer Huldigung, in die Herzen dringt, dass es der Herr droben selbst hört:
Das fürstliche Paar lebe hoch!