Das Pfarramt Triesenberg rechtfertigt das dem "Bruder Klaus" gewidmete Patrozinium der in Malbun zu erbauenden Kapelle


Abdruck einer Zusendung des Pfarramtes Triesenberg im "Liechtensteiner Vaterland" [1]

18.7.1945

Bruder Klaus als Patron des Malbunkirchleins

Wir gehen mit dem Einsender im „Liechtensteiner Volksblatt" [2] durchaus einig, wenn da mit vollem Recht auf dem wunderbaren Schutz unserer lb. [lieben] Frau [Maria] hingewiesen wird. Ebenso, wenn gesagt wird: "Wir müssen zuerst unserer lb. Frau die Ehre erweisen, die ihr gebührt und die sie verdient."

Auf der andern Seite aber sagen wir, dass Maria gerade durch den Bau einer Bruder-Klausen-Kapelle in schönster Art und Weise geehrt wird.

Es dürfte bekannt sein, dass Bruder Klaus ein grosser Mariaverehrer war. In den gedruckten Prozessakten für die Seligsprechung Bruder Klausens heisst es: "Vor allem zeichnete er sich durch die Verehrung der hl. Gottesgebärerin und Jungfrau so aus, dass er täglich zu ihr eine besondere Andacht pflegte. Er betrachtete sie als seine Patronin und Mutter." Und Hans von Waldheim, der deutsche Adlige, welcher am 26. Mai 1474 Bruder Klaus besuchte, schreibt in seinem Bericht über die Eindrücke anlässlich dieses Besuches u.a.: "Man sagt auch in dem Lande, dass Bruder Klaus oft und viel bei U. L. [Unseren Lieben] Frau in Einsiedeln gesehen wird."

Ferner liess er seine Kapelle in Ranft der Muttergottes weihen, und es mochte ihn mit besonderer Freude erfüllen, als am 18. April 1470 sechzehn römische Kardinäle der Kapelle einen "ewigen Ablass" verliehen "in dem Wunsche, dass die Kapelle der seligen Jungfrau Maria im Ranft in der Diözese Konstanz mit gebührenden Ehren besucht wurde."

In seinen 92 Betrachtungen, die der hl. Petrus Kanisius erstmal im Drucke herausgab, kommt Bruder Klaus immer wieder auf die Muttergottes. 24 dieser Betrachtungen beziehen sich direkt auf Maria.

Wahrhaftig an der Marialiebe dürfen wir bei Bruder Klaus keinen Zweifel aufkommen lassen. Mit dem Rosenkranz im seiner Hand ist er gerade den Liechtensteinern ein bestständiger Mahner: Unterlasset es nicht, die heiligste Mutter unseres Gottes anzurufen! Dankt der lb. Frau von Liechtenstein für den wunderbaren Schutz während dem grossen Weltenbrand von 1939-1945! Liechtenstein sei und bleibe ein Marienland! Halte deiner Mutter die Treue und sie wird dir die Treue halten!

Noch auf eine Tatsache sei in diesem Zusammenhang hingewiesen. Es war 1940 am Pfingstmontag abends, als man jeden Augenblick den Einbruch der Deutschen mit Sicherheit erwartete, zirka von 9.15 Uhr bis 9.40 Uhr, da erschien ob Waldenburg, im basellandschaftlichen Hauensteingebiet, Richtung Fricktal, bei hellen Mondschein, bei ganz klarem Himmel, ohne Wölklein eine silberhelle, beruflich gezeichnete, knochig, kräftige Hand, mit etwas gespreizten Fingern, fast flach aber doch etwas gehoben gegen das Fricktal hin wehrend, gegen die offene Grenze hin. [3] Nach einer halben Stunde verblasste sie langsam. Viele haben die Erscheinung gesehen und Nachbaren machten einander wieder aufmerksam. Die Erscheinung löste allgemein bei den Leuten eine grosse Beruhigung aus. Man fühlte sich geschützt durch eine starke Hand, wenn auch die wenigsten wussten, was das für eine Hand sei. Nur zwei Personen redeten von Bruder Klaus. Als H.H. Kpl. Durrer, der die Zeugen einvernahm, sagte, er glaube, es sei Bruder Klausens Hand gewesen, und davon sprach, dass man noch drei Wochen vorher Gebete zu Bruder Klaus herausgegeben habe, wo es darin heisse, dass er doch seine schützende Vaterhand über unser Land ausbreiten möge, da leuchtete es in den Augen der Leute auf. Und als er gar aus der Herbstnummer der Jungmannschaft vom 28. September 1939 Nr. 39 das Bild zeigte, wo Bruder Klaus in den Wolken segnend seine Hände ausstreckte, da stiessen sie hervor: genau so eine Hand war es. Obwohl sie sehr wenig von Bruder Klaus wussten, so erschien es ihnen immer klarer, dass es wohl Bruder Klausens Hand gewesen sei und sie freuten sich gar sehr dieser Erscheinung gewürdigt worden zu sein, die sie nie vergessen würden. Von den 15 Personen, die dokumentiert wurden, ist nur ein Katholik, ein Bauernknecht, 19 Jahre alt. - Diese Tatsache ist kirchlich wie wissenschaftlich sehr streng geprüft worden und hat trotz allen möglichen Einwänden und Erklärungen voll standgehalten. Am Schluss hiess es. Hier handelt es sich um einen wunderbaren Schutz von seiten Bruder Klausens. Auch diese Tatsache - so glaube ich - rechtfertigt wirklich den Bau einer Bruder-Klausen-Friedenskapelle im schönen Malbuntal.

Dann stehen wir nun vor der Heiligsprechung von Bruder Klaus. [4] Wie zu erwarten ist, wird der Heilige Vater Pius XII. Bruder Klaus, Obwaldens grösster Sohn, zum Friedensheiligen aller Völker der ganzen Erde ausrufen. Da werden sich die Liechtensteiner freuen, wenn auch ihr Ländchen ein Heiligtum dieses grossen Friedensmannes besitzt.

Liechtenstein zeigt sich also dankbar durch Überweisung einer "Friedensspende" zum Bau des Friedendenkmales im schönen Malbuntal! Auch für die kleinste Spende sagen wir vielmal Vergelt’s Gott.

Kathol. Pfarramt Triesenberg: Postcheck IX 6778. [5]

(Musste wegen Platzmangel auf heutige Nummer zurückgelegt werden. Die Red.)

 

______________

[1] L.Va., Nr. 58, 18.7.1945, S. 1f. Von 1943 bis 1979 war Engelbert Bucher Pfarrer in Triesenberg.
[2] Siehe die im "Liechtensteiner Volksblatt" vom 12.7.1945 veröffentlichte Zusendung mit dem Titel "Zum Bau des Malbunkirchleins!". Siehe weiters den Artikel "Kapellenbau im Malbuntal" im "Liechtensteiner Volksblatt" vom 3.7.1945.  
[3] Es handelt sich um das sogenannte "Wunder von Waldenburg" vom 13.5.1940.
[4] Die Heilisprechung erfolgte am 15.5.1947 durch Papst Pius XII.
[5] Die "Friedenskapelle" Malbun wurde schliesslich 1950/1951 nach den Plänen von Johannes Hugentobler, Appenzell, erbaut. Die Einweihung fand am 15.8.1951 statt. Die Kapelle wurde der hl. Maria und Bruder Klaus gewidmet.