Das Liechtensteiner Volksblatt verteidigt Kanonikus Johann Baptist Büchel gegen Angriffe aus den Reihen der Volkspartei wegen des Spielkasinos

Zeitungsartikel, nicht gez. [1]

18.10.1919

Hetze gegen Abgeordneten H.H. Kanonikus [Johann Baptist] Büchel

Man mag sich zu der Frage, ob das Volk in Sachen Spielbank nach Art von Monte Carlo (vulgo Spielhölle) abstimmen soll oder nicht, stellen wie man will. Aber dagegen muss jeder anständige Mensch Stellung nehmen, dass die Worte des Herrn Kanonikus schon im Landtage verdreht und dann in einem Blatte [2] ins Ungeheuerliche gezerrt wurden. Herr Kanonikus erklärte, das Volk habe in dieser Sache zu wenig Einblick. Er wiederholte nicht in der übertriebenen Art, wie es in den „O. N." dargestellt ist: „Das Volk nicht, das Volk nicht, das Volk nicht!" Das ist Volksverhetzung! Wie lange lässt sich das Volk dies gefallen?

Es ist ferner eine Unaufrichtigkeit, wenn aus einigen Zwischenrufen auf die Zustimmung oder Ablehnung der Mehrheit der Zuhörer geschlossen wird. Die Mehrheit verhielt sich ruhig. Warum wird verschwiegen, dass auch manche Bravorufe ertönten, als Seine Durchlaucht Prinz Karl in bewegten Worten und formvollendeter Rede die Spielbank ablehnte, als Prinz Karl darauf hinwies, dass sein Haus an die 800 Jahre und das Land Liechtenstein 200 Jahre diesen Namen Liechtenstein in Ehren getragen und dass dieser Name nicht als Wirtshausaushängeschild missbraucht werden solle? Da riefen manche „Bravo!" voran der Landtagspräsident Walser.

Es möge auch festgehalten sein, dass Abgeordneter Dr. [Wilhelm] Beck wärmstens für das Unternehmen nach Art von Monte Carlo eintrat und in gleichem Atem erklärte, gegen eine Spielbank wäre er auch.

Es sei auch festgehalten, dass die „O. N." in Nr. 77 das geplante Unternehmen als Hotel- und Kasinogesellschaft hinstellt und erklärt, von einer Spielbank oder gar Spielhölle könne keine Rede sein — und dies alles, trotzdem es ausdrücklich heisst: Hasardspiel und Kasino nach Art von Monte Carlo.

Dem gesunden Urteile selbständig Denkender überlassen wir es ferner, zu entscheiden, wer es mit dem Volke besser meine und uneigennütziger denke, diejenigen, die so sehr für das Unternehmen einstehen oder Kanonikus Büchel, der bereits ein Menschenalter lang in uneigennützigster Weise unser Schulwesen auf die Höhe brachte und sein Bestes für die Volksaufklärung tat. (Das Volk möge doch einmal unser Historisches Jahrbuch studieren!)