Das Liechtensteiner Volksblatt macht die Volkspartei für den Konkurs der Eschenwerk AG mitverantwortlich


Zeitungsbericht, nicht gez. [1]

23.10.1928

Eschen. (Eingesandt.)

Unser Fabrikkrach [wegen der Eschenwerk AG] gibt viel zu reden und macht auch Kopfzerbrechen. Wenn wir so etwas zurückdenken an die Gründungszeit, an die Zeit, wo man nicht mehr reden, kaum mehr denken durfte, so muss man staunen, wie eine ganze Gemeinde so verblendet sein konnte. Ingenieur [Felix] Drobig wusste die Herren zu bannen und mit seinen Versprechungen im Schache zu halten. Man wusste, was ihn in Deutschland erwartet, man war sich klar, dass er kein Geld hatte und stellte auch keine Barmittel bei; im ganzen Volke, auch in anderen Gemeinden, war man sich über alles klar, man staunte, als man diesen Herrn allein zeichnungsberechtigt machte, es wagte sich aber niemand zu muksen, denn unsere Gemeinde steht schon lange in blindem Banne einiger Herren.

Man baute diesem Herrn Drobig auf Wag und Gefahr der Gemeinde Eschen eine Fabrik, reiste dann die Welt um Geld ab und stellte dasselbe dem Herrn Ingenieur zur Verfügung. Als er mit den Ausweispapieren eine kleine Komplikation hatte, machte man den Herrn zum Ehrenbürger, dies sogar gegen den Willen des Fürsten, der heute sein beigestelltes Geld zur Fabrik verlieren muss. Als bei der bezüglichen Gemeindeversammlung einsichtsvolle Bürger die Verlesung der Strafkarte des Ehrenbürgers verlangten, wurde der Versammlung solches verweigert.

Der Vorgang kommt mir gerade so vor, als wie wenn beute eine Bank [Anton] Walser und [Franz]Thöni zu Direktoren und Dr. [Wilhelm] Beck zum Präsidenten des Verwaltungsrates wählen würde, ich finde keinen besseren Vergleich.

Wir Eschner gestatten uns heute einige Fragen und zwar:

1. Ist es Tatsache, dass Drobig der Gemeinde das Holz, das er zur Erbauung seiner Villa in Vaduz bezog, noch schuldet und hat man Sicherungsmassnahmen getroffen?

2. Ist es wahr, dass die Herren Verwaltungsräte mit Fr. 30,000 an Aktien bedacht wurden?

3. Stimmt das Gerücht, dass Verwaltungsräte selbst, kurz vor Eröffnung des Konkurses, Waren für sich zur Seite schafften und hiebe! mit Herrn Agent Jäger Tag- und Nachtarbeit leisteten?

Es ist bei Erstellung des Werkes einfach schrecklich zugegangen. Die Fabrik hat eine mangelnde Dachkonstruktion. Dem Fürsten wurden Aktien angehängt, als das Unternehmen konkursreif war. Das alte, rostige Maschinenmaterial wurde Drobig abgenommen, aufgestellt und steht zum Teil bis heute ausser Gebrauch. Die Lohnlisten wurden nach Geschmak Drobigs verfasst, zugestutzt, Parteiversammlungen in der Fabrik gehalten und in das Unternehmen, das von Fürst und Gemeinde unterstützt wurde, Parteihader gepflanzt, was noch bei keinem Fabriksunternehmen gefunden wurde. Das Auto Drobigs wurde zu Parteiagitationen verwendet. Es musste so kommen, das Vorleben Drobigs war überall bekannt, das Unternehmen war ein auf das andere Mal in Zahlungsschwierigkeiten, der Credit musste schwinden, der Krach ist da, die verantwortlichen Herren werden nach Abwicklung der Geschichte eine harte Nuss zum Knacken haben. Wir werden Klarheit verlangen auf den letzten Rappen, wo das Geld hingekommen ist. Man kommt heute in Eschen zur Einsicht, aber zu spät. Möge das Unternehmen in gute Hände kommen und bald wieder in Betrieb gesetzt werden! Findet man beim Untersuch unlautere Elemente, so sind dieselben zu entfernen.

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[1] L.Vo. 23.10.1928, S. 1.