Bericht im Volksfreund Flawil, nicht gez. [1]
9.9.1920
Liechtenstein
Eine Eingabe aus der Schweiz.
Dem Fürsten [Johann II.] von Liechtenstein ist eine Eingabe von Liechtensteiner Vereinen aus der Schweiz zugegangen, in der diese um die Errichtung einer liechtensteinischen Alters- und Invalidenkasse, ferner um Mehrung der Verdienstgelegenheiten im Ländchen ersuchen. Die Eingabe klagt über das Los der vielen (zirka 1000) Arbeiter, die mangels Arbeit ihren Aufenthalt ausser der Heimat nehmen müssen und im Alter oder als Invalide hilflos dastehen. Der Hauptsitz dieser Liechtensteiner ist das Textilgebiet des Zürcher Oberlandes. In Anbetracht der von jeher verschiedenen Verhältnisse Liechtensteins gegenüber der Schweiz ist der Schritt erklärlich. Die Schweiz hat auch ohne Alters- und Invalidenversicherung für ihre unbemittelte Bevölkerung von jeher grosse Opfer gebracht, die den Ausländern nicht zugute kommen. Auf die liechtensteinischen Arbeiter in der Schweiz wird in Anbetracht ihrer Zahl im Ländchen selber ein ausgesprochenes Augenmerk gerichtet.
Die liechtensteinische Presse verzeichnet es ausdrücklich, dass eine Abordnung dieser Arbeiter sich kürzlich in der schwebenden Verfassungsfrage nicht republikanisch, sondern für Beibehaltung der jetzigen, demokratisch angewendeten Regierungsform ausgesprochen hat.
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[1] Volksfreund Flawil 9.9.1920 (LI LA SgZs 1920).