Das „Liechtensteiner Volksblatt“ warnt die liechtensteinischen Arbeiter in der Schweiz vor sozialistischen Gewerkschaften und ruft zum Eintritt in christlich-soziale Arbeitervereine auf


Beitrag im „Liechtensteiner Volksblatt“ [1]

19.7.1918

Warnung für die Fremde

Arglos reist der Liechtensteiner in die Fremde, einzig um Geld zu verdienen. Kaum hat er in einer Schweizerstadt auf einem Bauplatze Arbeit gefunden, so suchen ihn Sozialisten in ihre Arbeitervereine oder „freien Gewerkschaften“ hinein zu zwingen, schikanieren ihn, bedrohen ihn, höhnen ihn, bis er eintritt oder die Stelle verlässt. Mancher Liechtensteiner, der unter diese Gesellschaft geraten, ist in der Fremde verkracht und ohne Geld und ohne Glauben heimgekommen.

Was sollst du nun tun, dich einschüchtern zu lassen von diesen Gewaltmenschen? Zeigen wir ihnen, dass andere Leute auch noch ein Recht haben auf der Welt, zumal in der „freien“ Schweiz! – Beim Eintritt in eine Schweizerstadt frage der Liechtensteiner, der Arbeit sucht, zu allererst dem christlichsozialen Arbeitervereine nach oder den christlichen Gewerkschaften. Weisst du nicht, wo anfragen, so erkundige dich beim katholischen Pfarramte.

Die sozialdemokratische Partei in ihrer Gesamtheit ist ganz glaubenslos. – Wir Katholiken hingegen haben die – christlichsozialen Arbeitervereine, die durch den Papst gebilligt, belobt und bestens empfohlen worden sind. – Papst Leo XIII. hat im Jahre 1891 in seinem berühmtgewordenen Rundschreiben (Enzyklika) über die Arbeiterfrage [2] uns die beste Wegleitung geboten, wie die christlichen Arbeiter ihre zeitliche Besserstellung erringen, sich organisieren sollen und zugleich ihr ewiges Ziel nicht aus den Augen verlieren, ja vielmehr zugleich mit einem zeitlichen besser erreichen können. Gerade in der Sorge um die Arbeiterschaft hat sich der Vorteil der Einigkeit unter einem Oberhaupte in der katholischen Kirche gezeigt. [3]

Von einem Liechtensteiner in der Schweiz

______________

[1] L.Vo., Nr. 29, 19.7.1918, S. 2.
[2] Es handelt sich um die Enzyklika „Rerum Novarum“.
[3] Vgl. in diesem Zusammenhang die öffentlichen Vorträge von Kaplan Alfons Büchel zur sozialen Frage im März und Mai 1919 (L.Vo., Nr. 25, 29.3.1919, S. 2 („Bendern“); L.Vo., Nr. 37, 10.5.1919, S. 1-2 („Triesen“)).