Das Liechtensteiner Volksblatt berichtet über die Jahresversammlung des Krankenkassenunterstützungsvereins 1910, an der u.a. die Gründung einer Unfallversicherung abgelehnt wurde


Bericht im Liechtensteiner Volksblatt, nicht gez. [1]

25.02.1910

Krankenkasse. (Einges.)

Wie im Inseratenteil der letzten Nummer angekündet, hielt letzten Sonntag der Krankenunterstützungsverein seine Delegiertenversammlung ab, wozu sich ca. 60 Delegierte einfanden, um 461 ordentliche Mitglieder zu vertreten. Der Rechenschaftsbericht ergab ein starkes Anwachsen des Vereines, was die Reduktion des Monatsgeldes auf 1 Krone glücklicherweise verursacht hat. Es waren 58 Eintritte, was die neue Zugkraft des Vereines beweist und ist es damit auch erwiesen, dass sich noch mehr werben liessen, falls das Monatsgeld noch mehr reduziert werden könnte, so dass die Wohltat der Krankenkasse noch mehr verallgemeinert würde. Das Land begann mit seiner sehr anerkennenswerten Unterstützung als der Verein ca. 200 Mitglieder hatte, so dass es auf ein Mitglied zirka 1 Krone traf. Würde nun das Land Schritt halten mit der Mitgliederzahl, so könnte binnen kurzem wieder 20 Prozent reduziert werden, so dass ein neuer Impuls für den Verein, durchs ganze Land zöge und auch arme Leute veranlasste, dem gemeinnützigen Werke beizutreten. Es würde damit die Intention der Gründer immer besser erreicht und würde der Name des Vereins „Allgemeiner Krankenunterstützungsverein" sich voll und ganz bewahrheiten. Es darf im Lande nicht vergessen bleiben, was diesbezüglich andere Staaten leisten oder wenigstens zu leisten in sichere Aussicht stellen. Unser Land, das in der militärischen Abrüstung vorbildlich geworden, kann auch vorbildlich werden in der Krankenfürsorge, indem es einen kleinen Teil des sonst überall üblichen Wehrgeldes an seine kranken Bürger verwendet. Zurück zur Sache. 5326 Kronen Monatsgelder haben die Mitglieder eingezahlt, und im gleichen Berichtsjahre 5510 Kr. 20 Heller bezogen die Kranken. Zum Glück hatte der Verein noch Kr. 1,237.48 sonstige Einnahmen, um obigen Ausgabenüberschuss samt den Verwaltungskosten zu decken. Der Reservefond steht heute auf Kr. 21,018.37 und hat um Kr. 358,81 noch zugenommen.

Der ganze Vorstand und die Rechnungsrevisoren wurden auf eine neue Amtsdauer bestätigt. Ein Antrag auf Unfallversicherung beliebte gar nicht und das Monatsgeld von 1 Kr. wurde beibehalten. Möge der Krankenkasse auch im neuen Jahre ein glücklicher Stern leuchten.

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[1] L.Vo. 25.2.1910, S. 1.