Das "Liechtensteiner Volksblatt" hofft auf einen Sieg der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg


Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

22.8.1914

Der Weltkrieg

Am 10. August erklärte Frankreich an Österreich-Ungarn, am 11. August Montenegro an Deutschland und am 13. August England an Österreich-Ungarn  den Krieg. Also bis heute 11 Kriegserklärungen!

Drei Wochen liegen hinter uns, in denen sich Ereignisse von welthistorischer Bedeutung mit einer Hast vollzogen haben, fast zu gross, als dass sie der Menschenverstand zu fassen vermöchte, wenige Tage, die tief einschneiden in die Geschichte der Staaten und Völker, in die Geschichte Europas. Innerhalb dieser kurzen Spanne Zeit, die selbst im Leben des Einzelnen gewöhnlich spurlos entgleitet, sind Geschehnisse eingetreten, die eine Umwälzung der Dinge darstellen, eine Umwälzung alles dessen, was vielleicht seit einem Jahrhundert gedacht und geleistet worden ist. Elf Kriegserklärungen in drei Wochen. Ganz Europa in Waffen! Beispielloser Enthusiasmus in den Landen der österreichischen Monarchie und des deutschen Reiches, alle nur von dem einen Wunsche beseelt, ihr Teuerstes zu opfern auf dem Altare des Vaterlandes.

Die Völker des weiten Österreich haben all' ihren gegenseitigen Hader beiseite gelegt und scharen sich in einmütiger Begeisterung um den Allerhöchsten Thron, im Deutschen Reiche stehen alle ohne Unterschied der sonstigen verschiedenen politischen Anschauungen, wie ein Volk von Brüdern zusammen.

Wir leben in einer bedeutsamen Epoche, und alle jene, die die Gegenwart nüchtern nannten, sind nun eines Besseren belehrt. Erhebend ist das Schauspiel, das sich vor unseren Augen entrollt, feurige Begeisterung, die Opferwilligkeit, die Liebe der Völker für Kaiser und Vaterland, sie versetzen uns zurück in die Tage der glorreichen Befreiungskriege.

Die beiden verbündeten Reiche dürfen stolz sein auf ihre Söhne, und es ist zu hoffen, dass der gerechten Sache der gute Erfolg nicht versagt sein wird.

An Berichten von den Kriegsschauplätzen werden wir besonders jene aufnehmen, welche das königl. kaiserl. Korrespondenzbüro in Wien (k. k. Korr. Bur.) zur Ausgabe gelangen lässt.

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[1] L.Vo., Nr. 34, 22.8.1914, S. 2.