Karolina Lampert [-Schädler] an ihre Geschwister über die Freude darüber, dass viele Leute aus Triesenberg und Triesen sich entschieden haben nach Amerika zu kommen, den Wunsch danach auch ihre Geschwister bald zu sehen, ausreichend Arbeit, andere Mode in den USA, die Produktion von Wurst und verschiedene Verdienstmöglichkeiten


Handschriftliches Originalschreiben der Karolina Lampert [-Schädler], Freeport (Illinois), an ihre Geschwister in Triesenberg

Freport den 23 Jänner 1873

Vielgeliebte Geschwisterte!


Gestern Abend vernahm ich zu meiner größten
Freude, vom Luzius Hoch aus
seinen Briefen, welche Ihm seine Brüder
übersendeten, daß sich viele am Triesen-
berg und in Triesen entschlossen haben
nach Amerika zu komen nächstes
Frühjahr. Ich Hoffe und wünsche daher
lieber Bruder und Schwester, daß Ihr auch
bei diesen sind, den jezt habt Ihr gute
Kameradschaft, mit Luzius Brüder
daß Ihr keine ausrede mehr habt und
der Luzius wird Euch dan warscheinlich abholen
in Neujork. Ich und der Luzius freuen
uns recht, auf die Ankunft, und es
wird Euch nie reuen, ich rathe Euch zu
Euerem Nuzen nicht zum Schaden, sonst
könte ich auch wieder zurük in die alte
Heimath, ich bin jetzt schon bald 5 Jahre
hier und ich habe mich noch nie zurükgewünscht 

um dort zu bleiben, blos mit meinen
lieben Geschwisterten und Verwandten
zu sprechen. Liebe Schwester du brauchst
hier nicht mehr zu Dienen, den Ich
habe genug Arbeit für dich, daß du jeden
Tag einen Thaler ganz leicht verdienen
kanst und auch 1 1/2 Thaler und du lieber Bruder
kanst im Sommer wen man einmal
Mauren kan jeden Tag 2 1/2 Thaler
verdienen. ich will nichts mehr von diesem
schreiben es ist genug ich habe ja schon in
den letzten Briefen Euch über alles Auskunft
geben. Wen Ihr kommet so bringet gar
nichts mit wie einfache Kleider kein
Bett und Bettgewand es ist hier alles
zu klein und die Kleider sind nicht mode
wir werden dan hier schon Kleider kriegen,
nehmet aber zu essen mit nämlmich getrok-
netes Fleisch, Wurst, getronete Bieren
Zwetschgen, Kirschen und guten Brantwein
ich wünsche ich könte Euch Wurst hinaus
schicken, ich habe eine Kuh und ein schwein
mit 400 Pfund geschlachtet, wovon ich ganz vil
Wurst machte 

Es grüßt Euch auf ein freudiges
Wiedersehn Euer Freund L. Hoch

2

Liebe Schwester es wäre gut wen Ihr
alle hier währet mit Euren Familien.
Ihr würdet es hier viel besser und leichter
haben als dort. Liebe Schwester Burga
du köntest hier jede Woche 7 bis 8
Thaler verdienen mit Hosen machen, nebst
deiner Häuslichen Arbeit, du kanst dir
hier eine Nähmaschine kaufen, man kan
die beste kriegen für 80 Daler, und darf
blos jeden Monat 5 Daler bezahlen.

3

Ihr werdet aber gar keinen Lust haben
oder meinen es ist gefährlich, es ist aber
keinen Theil so schlim wie man sich drausen
vorstellt. Jetzt bitte ich Euch liebe Schwestern
und Bruder schreibet mir recht bald, ob und wenn
Ihr abreiset und wer alles abreiset und ob
der Arnold und Ferdinand nicht auch wieder
mit kommen oder was machen sie dan
einen freundlichen Gruß an sie und an Lehrer
einen besondern Gruß an Lehrer Bek und
seine Thöchtern und was machen sie.
Ich will nun schließen mit viel tausend
grüßen an alle Verwandte und Bekante
und hoffe, daß Ihr recht bald zu mir kommen.
Ich grüße Euch alle meine Geschwisterte
auf freundlichste und Verbleibe
Eure nie vergessende Schwester
Karolina Lampert


Lieber Vetter Joseph sei ja so gut und mache
daß sie das Reisegeld bekommen, und rathe es
Ihnen nicht ab es ist gewiß besser für sie.
Einen gruß an deine Söhne sowie an Dich
und ich Verbleibe Deine Base
Karolina

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