Handschriftliches Originalschreiben des Jakob Marock jun. und seines Vaters Jakob Marock sen., Mauren, an den Sohn bzw. Bruder Wilhelm Marock in Indiana, mit einem Nachtrag von Ferdinand Marock [1]
15.01.1881, Mauren
Lieber Sohn und Bruder!
Im laufe dieser Woche haben
wir das Schreiben von Dir erhalten,
welches uns sehr erfreute. Zum
grössten [2] Leidwesen haben wir gelesen,
dass Du den Brief vom Ende Juli
nicht erhalten habest. Wo der Grund
liegt ist uns Rätzelhaft.
Einige Züge aus dem letzten Brief
wären folgende.
Eine Milderung vom kränklichen
Zustande dess Vaters, wobei der
sehnlichste Wunsch vom Vater angeführt
wurde. Du wollest Ihm noch einmahl
ein Fotografi zuschicken, von welchem
Wunsch er jetzt noch immer redet.
Da er bei der Ankunft des letzten
Briefes sich getäuscht sah.
Schliesslich haben wir eine kurze
Schilderung gemacht, vom furchtbaren
strengen Winter 1879/80 welcher jetzt
noch nicht ganz vergessen bleibt. [3]
Da wir durchwegs 16-20 Grad
nach Reümür [Réaumur] [4] Kälte hatten.
Der heurige Winter dagegen ist sehr mild
mit wenig Schnee, bis Neujahr hatten
wir ein sehr angenehmes Herbstwetter
mit auffallender Wärme.
Die Ernte dess letzten Jahres (80)
ist nicht lobenswerth, den wir bekamen
auf 1000 Klafter Reben nicht 2 Liter
Wein. Obst gab es sehr wenig Heu
ebenfals. Kartoffeln gab es auch
sehr wenig. Kurz alles ist sehr
schlecht gerathen.
Letztes Jahr im August hat sich
Bruder Ferdinand verehlichet
mit Wilhelmina Marxer [Wilhelmina Marock [-Marxer]] von
Eschen. Er wohnt bei uns und
hat nun jetzt eine Spetzerei
Handlung. [5]
Letzten Herbst ist auch Franz
Josef Mündle, welcher 4 Jahre
in St Gallen war nach Amerika
abgereisst. Nahm seine Mutter [Maria Mündle [-Ritter]]
mit, aber Sein Vermögen behielten
die St Galler zu einem Andenken
von Franz Josef Mündle.
Weitere Neuigkeiten die Dir
interesant sein könten
weiss Ich Dir keine mehr
zu schreiben.
Hoffe eine baldige Antwort und
das Fotografie von Dir und
Deiner Familie.
Mit herzlichen Gruss von uns
allen besonders
Dein Bruder Jakob [6]
Nachtrag.
Wie Dir schon bereits angezeigt, habe
ich mich am 30. Aug. mit Wilhelmina
Marxer von Eschen geboren am 14 Juli
1853 verehlicht.
Ich bewohne den nördlichen Theil
meines väterlichen Hauses u. be-
treibe eine Spezereihandlung. Meine
beschäftigung ist gegenwärtig Holz-
schuh machen, welche mein Bruder
Jakob ebenfalls auch treibt.
Ich u. meine Frau fühlen uns ganz
wohl, in bester Eintracht u. Zufriden-
heit was wir Dir auch von Herzen
wünschen.
Schlisslich herzliche Grüsse an Dich
u. Deine Frau u. Kinder von uns
beiden
Ferdinand Marock
______________
[1] US PA Delph Donna. Brief in Kurrentschrift.
[2] Ursprüngliche Fassung: „gröẞten“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Seitenwechsel.
[4] In lateinischer Schrift. Wird im Folgenden kursiv gesetzt.
[5] Seitenwechsel.
[6] Seitenwechsel.