Ignaz Hasler an Andreas Öhri über den Verkauf einer Maschine zur Bezahlung einer Bürgschaft, die Stickereilöhne in Liechtenstein, den starken Schneefall sowie die Einstellung des Verkehrs der Arlbergbahn


Handschriftliches Originalschreiben des Ignaz Hasler, Gamprin, an seinen Schwager Andreas Öhri, vermutlich Madison (Nebraska) [1]

02.02.1893, Gamprin

Lieber Schwager Andreas!

Heute Mittag erhilt ich Dein Schreiben
u. werde Dir diesmahl schneller antworten.
Ich hätte Dir zwar schon längst schreiben sollen
glaubte aber Du hättest von der Mutter mittheilung
erhalten sie hat eben gesagt sie werde schreiben
Ich habe die Maschine verkauf um 460 f [2] werde
daraus die Bürgschaft heimzahlen u. auch Saat
F.G. Hoop hat noch nicht bezahlt werde aber schauen
dass [3] ichs bekom dan kann ich Dir wenn ich den Jakob
Meier bezahlt das übrige auch zu senden wenn
Du es brauchst oder kanst in Deinem nächsten
Brife bestimen was zuthun sei. Ich hate Dir dies
schon längst geschrieben wollte Dich aber zugleich auch
über die Rechnung berichten was ich jetzt noch nicht
auch hatte ich noch einige Unannehmlichkeiten vorüber
gehen lassen wollen was ich Dir das nächste mahl
erzähle ich glaube es wird jetzt alles recht werden. [4]
Das Sticken geht jetzt zimlich Arbeit gibts genug der
Lohn ist aber immer klein 28. 29 Rappen gute 27 oft nur 26
Doch ists gut wenn man nur genug Arbeit hatt wir sind
alle Gesund und wohl und freuen uns dass Ihr es auch
seit wie auch dass Ihr so gute Geschäfte macht.
Hier war seit anfang Dez. bis vor 24. Tag sehr kalt
Montag den 23 Jener warf es ein auser gewöhnlich hohen
Schnee seit her ist das Wetter gelinder einen solchen
Schnee wollen die ältesten Männer nicht denken
mögen der Schneeschlitten fuhr 2mahl im Tag an
einigen Orten kam er nicht mehr durch es hatten
mehrere Man arbeit um den Weg offen zu halten
Die Arlbergbahn musste den Verkehr einstellen
ein Schnellzug blieb in Dalas [Dalaas] steken. Wegen der
Bürgschaft hettest Du der Mutter nicht schreiben
müssen einen hinterbürg hätt ich schon bekommen
u. das übrige würde ich schon aufgebracht haben.
ich meinte im letzten brif nur weil Du geschriben
wie viel ich brauche wusste nicht dass Du mit
Deinem Geld drinen mehr ausrichten kannst als
blos an dem Zins legen. Ich würde die Maschine [5]
nicht mehr verkaufen wen ich sie nicht schon verkauft
hätte den ich wurde scharf getadelt. Ich war zwar
der Ansicht gewesen ich habe noch ziemlich viel gelösst wie
es jetzt ist, viel ist es zwar schon nicht, aber andere
haben um 500 Fr verkauft u in Mauren hat der
Ohri eine neuere Martine um 575 Frks gekauft
glaubte es sei doch so gut als wenn ich sie durch ein
Lehrbub zusammen klopfen liss Vertrag hat Hoop
keinen schreiben wollen u. dan hät er gestikt bis
sie nicht mehr gegangen den hät sie niemand wollen
richten lassen u. wäre noch verschrien worden
dass sie hätte noch billiger geben müssen das
heisst wen ich sie hätte verkaufen wollen.
Dis war der einzige Käufer der mir über 700
Fr. geboten. Ich wollte sie Hoop auch zu kaufen
geben u. noch biliger u. auf Terminzahlung er
wollte sie nicht jetzt da sie ein anderer hat
Da ist sie mehr werth. Da hat er ihm noch zimlich
kauferlohn gegeben wie es heisst ich weiss es zwar
nicht für ganz gewiss. Ich werde Dir diesen Monat
nochmals Schreiben. Dan kann ich Dir mehr mittheilen [6]
Indesen nim die aufrichtigsten Grüsse von uns
auch lass Ullerrich [Ulrich Öhri] u. Magdalena [Connot [-Öhri]] grüssen ich wünsche
Euch glück zu Euerem vorhaben.

Ignaz Hasler.

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[1] LI LA PA 016/3/13/01. Der Gampriner Ignaz Hasler war seit 1889 mit Anna geb. Öhri aus Ruggell, der Schwester des Andreas Öhri, verheiratet.
[2] Ergänzt: „980 Fr“.
[3] Ursprüngliche Fassung: „daẞ“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[4] Seitenwechsel.
[5] Seitenwechsel.
[6] Seitenwechsel.