Alois Biedermann an Ulrich Öhri über seinen neuen Arbeitsplatz im kalifornischen Soledad bei einem aus dem Kanton Uri stammenden Schweizer


Handschriftliches Originalschreiben des Alois Biedermann, Soledad (Kalifornien) an die Familie Ulrich Öhri, Spencer (Nebraska) [1]

11.11.1930, Soledad (Kalifornien)

Liebe Famili Ohri!

Es ist nun Zeit dass [2] ich Euch Lieben
wieder einmal shreibe. Ich bin gesund u. geht
mir gut was ich von Euch Allen auch hoffe
u. Euch immer von Herzen wünshe.
Ich habe Euch letzten Monat auch einen Brief
geshickt als ich noch an der andern Stelle war wundert
mich ob Ihr denselben erhalten habt. An meiner
ersten Stelle in California hat es mir gar nicht gefallen
Ich bin dan nur ein Monat geblieben Jetzt bin ich
in Soledad Calif. Ich melke 25 Kühe. Am Vormittag
muss ich Land bewässern, Nachmittag hab ich dan
nichts zu thun bis 3 Uhr. Das melken ist streng hier
die Kühe geben unglaublich viel Milk. Es sind hier
Kühe welche 4-5 Galonen [3] auf einmal geben.
Sie [4] haben aber auch sehr gutes Futter.
Hier ist sehr gutes Klima besser als in Oregon
Aber die Gegend hat mir in Oregon besser gefallen
Eine ganze Woche war ich in der Stadt [5]
San Francisco als ich von Portland nach Calif. kam
San Francisco ist eine sehr schöne Stadt auf einer
einer Halbinsel. Ich bin jetzt also 130 Meilen von San Francisco
100 Meilen wars nach [6] Salinos welches auch eine ziemlich
grosse Stadt ist [7] u. von Salinos nach Soledad 30 Meilen [8]
Ich bin jetzt also schon ziemlich weit im Süden u. auch
nicht weit von der Meeresküste hier braucht man den Winter
nicht zu fürchten aber vielleicht den Sommer. Wen es mir
im Sommer dan halt zu heiss wird so [9] reise ich wieder
nach Norden. Hier sieht man an viele Orten shon die
herlichen [10] Palmen Bäume das ist wirklich
ein shöner Anblick solche Bäume zu sehen.
Ich denke es ist am besten [11] wen es mit gut geht
dass ich eine Zeit lang hier bleibe den ich habe grossen
Lohn hier, auch ziemlich gut zu Essen u. genug Wein
zu trinken alle Tage, oft mals noch ein bischen zu
viel, Der Meister ist ein Schweizer vom Kt. Uri. Die Frau
ist eine Amerikanerin. Wie geht es sonst bei Euch immer
[12] Habt Ihr viel Korn bekomen dieses Jahr Wie viele
Vieh und Pferde u. Muli habt Ihr jetzt Ist Bea [13] zu
Hause ist Alban [Heeb] auch noch bei Euch. Wie geht es dem
Fränk [14] [15] Ist Silvan [Heeb] auch noch bei Andreas.
Seit so gut u. shreibet mir so bald als möglich
u. shreibet mir viele [16] Neuigkeiten
Es würde mich sehr freuen von Euch bald wieder einen
Brief zu erhalten, den an Euch denke ich halt immer
u. wen ich einmal Calif. verlass so kome ich zuerst zu
Euch Lieben. Ich will nun schliessen [17] u. sende
Euch allen die besten Grüsse u. hoffe auf baldige
Antwort. Gruss an Silvan u. Alban an Fränk u. Famili
an Andreas Öhri u. Famili an Famili Conert [Connot] [18].

Lebet Wohl Aufs Wiedersehn. [19]                

Shreibet mir dan ob Ihr
meinen vorherigen Brief [20]
erhalten habt den ich
mit Bleistift geshrieben habe. [21]

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[1] LI LA PA 016/3/02/06. Kuvert liegt bei.
[2] Ursprüngliche Fassung: „daẞ“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[3] Englisch „gallon“: Amerikanisches Hohlmass, entspricht 3,785 Liter.
[4] Durchgestrichenes Wort.
[5] Durchgestrichene Wörter.
[6] Durchgestrichenes Wort.
[7] Durchgestrichenes Wort.
[8] Seitenwechsel.
[9] Durchgestrichenes Wort.
[10] Durchgestrichenes Wort.
[11] Durchgestrichenes Wort.
[12] Durchgestrichenes Wort.
[13] Beatrice Öhri, die Tochter des Ulrich Öhri.
[14] Frank Öhri, ein Sohn des Ulrich Öhri.
[15] Durchgestrichenes Wort.
[16] Durchgestrichenes Wort.
[17] Durchgestrichenes Wort.
[18] Magdalena Öhri, eine Schwester des Ulrich Öhri, war mit John Connot verheiratet.
[19] Am Rand der zweiten Seite hinzugefügt.
[20] Vgl. das Schreiben vom 21.09.1930 unter LI LA PA 016/3/02/05.
[21] Nachträglich auf der ersten Seite hinzugefügt.