Die Regierung berichtet dem Landtag u.a. über den Stand des Gewerbes in Liechtenstein


Auszug aus dem Rechenschaftsbericht der fürstlichen Regierung an den hohen Landtag für das Jahr 1932 [1]

o.D. (1933)

4. Industrie, Gewerbe und Hausierwesen

Die im Berichtsjahre immer tiefer greifende Krisis hat selbstverständlich auch die Schwierigkeiten erhöht, mit denen Industrie, Handel und Gewerbe im Lande zu kämpfen hatten, es gelang zwar in einzelnen Fällen bescheidene Industrien ins Land zu bringen und so wenigstens etwas zur Hebung der Arbeitslosigkeit und zur Verdienstbeschaffung beizutragen. Besondere Erwähnung verdient hiebei die neu erbaute Fabrik für künstliche Zähne (Ramco A.G. in Schaan), die nach und nach ihre Arbeiterzahl auf rund 100 Personen zu steigern verspricht.

Unterhandlungen wegen des Baues einer Ziegelei in Triesen haben bisher zu keinem greifbaren Ergebnissen geführt.

Im Interesse des Schutzes des einheimischen Gewerbes wurde von verschiedenen Privaten und öffentlichen Organisationen die Bevölkerung zur vorzugsweisen Berücksichtigung des liechtensteinischen Gewerbes ermuntert. MIt den Bemühungen des liechtensteinischen Gewerbeverbandes ging parallel die Arbeit der Regierung. Letztere legte sämtlichen öffentlichen Betrieben (Gemeindearmenhäusern und dgl.) sowie auch den Landesbeamten und Angestellten nahe, ihre Einkäufe im Inlande zu machen. Ein gleicher Erlass wurde an die Schulen gerichtet.

Mit dem liechtensteinischen Gewerbeverband wurden zu wiederholten Malen Konferenzen über Gewerbefragen abgehalten, die sich als sehr geeignet erwiesen, Missverständnissen und ungerechtfertigten Kritiken abzuhelfen. Der Verband erhielt vom Lande eine Subvention von Fr. 300.-. Dem Gesuch des liechtensteinischen Gewerbeverbandes um Einführung der Sperre bei der Erteilung von neuen Konzessionen für Gemischtwarenhandlungen konnte der Landtag nicht entsprechen und verschob eine diesbezügliche Regelung auf den Zeitpunkt der Beratung der neuen Gewerbeordnung. Als Mangel wird immer wieder empfunden, dass eine Statistik Liechtensteins über die Ein- und Ausfuhr fehlt. Man ist hiebei völlig auf Schätzungen angewiesen, die begreiflicherweise nicht den Anspruch auf Genauigkeit erheben können. Beratungen mit dem Verband für Handel und Gewerbe haben ein geeignetes Mittel noch nicht ergeben, diesem Übelstande vorzubeugen.

Mit der Republik Österreich wurde eine neue Erklärung über die Gegenseitigkeit bei Gewerbeverleihungen ausgetauscht.

Um die Einhaltung der Gewerbeordnung kontrollieren zu können, wurde verfügt, dass auf sämtlichen Bauplätzen die Unternehmer Firmentafeln aufzustellen haben. Wie andere Jahre fand auch 1932 ein gewerblicher Zeichenkurs statt.

Vorarbeiten für die liechtensteinische Landesausstellung im Jahre 1934 wurden in Angriff genommen und gewisse Vorarbeiten in mehreren Sitzungen getroffen.

Die Gesuche um Gewerbeverleihungen durch Ausländer steigen von Jahr zu Jahr. Um eine Überfüllung der einheimischen Gewerbeberufe hintanzuhalten, wurden die Gesuche in der Regel abgelehnt. Einzig dort, wo die Beschaffung von Arbeit in die Wagschale fiel, wurde ausnahmsweise den Gesuchen näher getreten.

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[1] Rech.ber. 1932, S. 42f. Vgl. auch den Rechenschaftsbericht der Regierung an den Landtag für das Jahr 1931 (Rech.ber. 1931, S. 41).